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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

Lieder

Elizabeth Watts, Roger Vignoles

Sony Classical/Sony BMG 88697 32932-2
(69 Min., 5/2008) 1 CD

Ungewöhnlicherweise erfahren wir im Beiheft dieser CD auch das Alter dieser bei uns bisher wohl kaum bekannten englischen Sopranistin: Elizabeth Watts ist 1979 geboren, gewann eine Reihe wichtiger Preise und legt nun ihr Lieddebüt auf CD vor, mit einem anspruchsvollen Schubertprogramm. Ein Wagnis, wir erinnern uns: Bernarda Fink hat ihr Schubert-CD-Debüt aus Respekt vor der diffizilen Materie bis zum Beginn ihres sechsten Lebensjahrzehntes hinausgezögert. Nun ja, so lange muss man ja nicht warten, vor allem, wenn man die deutsche Sprache so gut beherrscht wie Frau Watts – theoretisch jedenfalls. Denn ihr Deutsch bzw. das, was man davon hört, klingt zwar sehr idiomatisch, kommt aber dennoch nicht übermäßig prägnant zur Geltung. Das hat wiederum eher gesangstechnische Ursachen: Ihre Vokalfarben sind einander oft zu ähnlich, und ihre Konsonanten sind häufig zu lasch prononciert, um wirklich einer so differenzierten Präsentation des Textes zu genügen, wie sie bei Schubert doch eigentlich erforderlich wäre. Besonders mit der Differenzierung der Vokale haben hohe Frauenstimmen freilich naturgemäß mehr Mühe als alle anderen Stimmlagen. Aber gerade darum müssen sie eben in dieser Hinsicht mehr leisten, um dem gerecht zu werden, was den Reiz vieler Lieder Schuberts ausmacht: der überaus engen Verbunden- ja Verschmolzenheit von Wort und Melos.
Schade, dass Frau Watts auf dieser Ebene nicht expliziter zu sein in der Lage war, denn ihre Stimme als solche ist durchaus angenehm zu hören und darf weitgehend als gut geführt bezeichnet werden. Allenfalls stören gelegentlich eine gewisse Enge und ein allzu stereotypes Vibrato, in das viele längere Noten automatisch hineinverfallen. Interessant ist übrigens auch das Programm der CD: Neben bekannten Nummern wie "Die Forelle", "Im Abendrot" oder "Suleika I" bekommen wir nämlich auch weniger Vertrautes zu hören, z. B. "Liane", "Marie" oder "Heimliches Lieben". Letzteres Lied, das nach Meinung des Autors zu Schuberts schönsten Schöpfungen zählt, hat übrigens Watts’ Landsmännin Janet Baker vor Jahrzehnten vorbildlich für die Schallplatte eingespielt – auch sie sicher keine führende Schubertsängerin, aber immerhin doch eine sprachlich engagiertere Interpretin als Elizabeth Watts.

Michael Wersin, 13.06.2009


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