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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Adrian Willaert

Musica Nova – Die Petrarca-Madrigale

SingerPur

Oehms Classics/harmonia mundi OC 814
(121 Min., 1 u. 3/2009) 2 CDs

Singer Pur – wieder auf Rettungstour! So ganz fehl geht der Kalauer nicht. Nach dem erfolgreichen Volkslied-Einsatz ("Save Our Songs") kümmert sich das Sextett jetzt um weit Seriöseres: um die Petrarca-Madrigale aus der "Musica Nova"-Sammlung des 1562 verstorbenen Adrian Willaert. Der venezianische Flame, gefeierter Kapellmeister an San Marco, ist heute recht gut im CD-Sortiment vertreten, hat also einen Rettungseinsatz nicht unbedingt nötig. Sehr wohl aber seine berühmt-berüchtigten, bislang weitgehend unbekannten 25 Madrigale, mit denen 200 Jahre zuvor Petrarca Kulturgeschichte schrieb, als er seine Liebe zu Laura, der 21-jährig verstorbenen "madonna angelicata", in sublime, herzzerreißend-sehnsuchtsvolle Worte goss. Auch Willaert hatte seine Laura. Sie hieß Polissena Pecorina, war ihres Zeichens Sängerin und eine der berühmten, in höchsten Kreisen verkehrenden venezianischen Edel-Kurtisanen. Ihr schrieb er seine Petrarca-Noten sozusagen auf den schönen Leib. Über zwei Jahrzehnte hinweg kursierten sie in geheimen Künstler- und Musikerzirkeln, bis Pecorina sie mit wahrhaft lukrativem Gespür an den Mäzen Alfonso d'Este verkaufte, der sie 1559 aufs Prachtvollste drucken ließ und der Öffentlichkeit bekannt machte. So ominös die Entstehungsgeschichte, so "harmonisch" im besten Sinne die Werke selbst. Bei Willaerts vier- bis siebenstimmiger Satzkunst darf man noch nicht an die späteren Harmonie-Exzesse eines Gesualdo denken. Dafür wird, trotz mancher "moderner", direkt text-malender Stellen, (noch) die innere Verwandtschaft von irdischer und himmlischer Liebe, von Venus und Maria, besungen – auf geradezu paradiesisch wohltönende Art. Die fünf ehemaligen Regensburger Domspatzen mitsamt der Sopranistin Claudia Reinhard und dem Countertenor-Gast Fritz Vitzthum nähern sich diesem wundervollen Harmoniegebäude mit unverkünstelt-natürlichem Timbre und einer Ensemble-Ausgewogenenheit, die einen zum Polyfonie-Junkie werden lässt, so soghaft ziehen einen diese Klänge in ihren Bann. Die nobel gestaltete Oehms-Edition tut da ein Übriges.

Christoph Braun, 28.11.2009


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