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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Antonín Dvořák

Sinfonie Nr. 9, Karneval-Ouvertüre

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Roger Norrington

Hänssler Classic/Naxos 93.251
(53 Min., 7/2008) 1 CD

Paradox und bezeichnend: Da macht einer – rein äußerlich – viel weniger her als die meisten seiner Kollegen, erzielt aber eine weit größere Wirkung! Das vibratolose Spiel des Stuttgarter RSO, das mit einer bis ins Letzte ausgetüftelten Stimmenbalance einhergeht, ist pure Klangmagie: Derart frisch, schlank, pulsierend klingt seit 1998, seit Roger Norrington seine Arbeit am Neckar begann, kein anderes "herkömmliches" Sinfonieorchester. Mit ihm wird auch ein Schlachtross wie Dvořáks Neunte zum (fast) neuen Hörabenteuer. Was nicht an Norringtons Tempi liegt, die durchaus im "Normbereich" angesiedelt sind. Sondern an der Lust des 75-jährigen Unbotmäßigen, Klänge von jeglichem Schwulst zu befreien, ihre einzelnen Stimmen wie Glasfasern freizulegen und gänzlich ungeschminkt und konturenscharf wieder zusammenzufügen. So erhalten auch Dvořáks bekannteste Eingebungen seines ersten und erfolgreichsten Amerikabeitrages von 1893 ihre unverbrauchte Wirkung zurück. Eine herbe, raue Anmut vermittelt das Englischhorn im bukolischen Largo, wenn es derart in sich gekehrt, ohne falsche Sentimentalität aufspielt. Geradezu symbolisch pulsieren in den gestochen scharfen rhythmischen Verschiebungen und den von Norrington grell gezeichneten Dissonanzballungen die vielfältigen Energien dieser "Neuen Welt". Charakteristisch auch die Zugabe: Norrington zielt bei der Karneval-Ouvertüre nicht auf äußeren Effekt – er wäre billig im Furiant-Wirbel zu haben –, sondern ziseliert sorgfältigst ihre rhythmischen Finessen und Widerborstigkeiten heraus. Das "Leben" – so Dvořáks ursprünglicher Ouvertürentitel – ein Karneval? Wenn, dann ein ziemlich raffiniert-kunstvoller, jedenfalls in dieser erhellenden Stuttgarter Sicht auf das böhmische Urgestein.

Christoph Braun, 05.12.2009


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