Signum/Note 1 SIGCD163
(74 Min., 2/2008) 1 CD
Für diese CD sollte Anschnallpflicht gelten: Ehe der Hörer nämlich die weitgehend friedvollen Gefilde von Maurice Duruflés bekanntem Requiem erreicht, hat er sich mit der ungleich raueren und aufwühlenderen Tonsprache von dessen Zeitgenossen Jean-Jacques Grunenwald (1911-1982) auseinanderzusetzen. Der gebürtige Elsässer, Schüler von Marcel Dupré und dessen Nachfolger als Titulaire an St-Sulpice, war nicht nur ein begnadeter Orgelimprovisator, sondern auch erfolgreicher Filmmusik-Komponist. Vor dem Hintergrund der Klanggewalt sinfonischer Riesenorgeln und des durchaus spektakulären Harmonien-Repertoires der sogenannten "französischen Spätromantik" kommt hier Einiges an fesselnder Expressivität zusammen, besonders im Zusammenhang mit dem Text des 130. Psalms (De profundis clamavi): Grunenwald schuf eine Version für Chor und Orgel, die viel weniger bekannt ist als diejenige seines Lehrers Dupré, ihr aber keineswegs nachsteht.
Groß ist danach auch die Freude über Maurice Duruflés vier wundervolle Motteten über gregorianische Themen und über sein berühmtes Requiem, hier in der Fassung für Orgel und Chor. Organist Jeremy Filsell ist ein sturmerprobter Meister seines Instruments, der den horrend schwierigen Orgelpart mit Bravour bewältigt, und die großartigen Vasari Singers unter Jeremy Backhouse katapultieren diese Einspielung augenblicklich in den Spitzenbereich der auf CD erhältlichen Versionen dieses Stücks. Tolles Programm, tolle Darbietung.
Michael Wersin, 06.02.2010
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