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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Jean-Henri d'Anglebert

Suites pour clavecin

Laurent Stewart

Zig-Zag Territoires/harmonia mundi ZZT 090501
(74 Min., 10/2008) 1 CD

1680 schrieb der französische Musik-Gelehrte Le Gallois, dass "der eine (Jacques Champion de Chambonnières) das Herz rührte, und der andere (Louis Couperin) das Ohr." Hätte Le Gallois neun Jahre später sein Urteil über die aktuelle Clavecinisten-Szene revidieren dürfen, er hätte einen dritten Namen hinzunehmen müssen, der neben dem Herz und dem Ohr gleich auch noch den Geist anspricht: Jean-Henri d'Anglebert, der künstlerische Ziehsohn von Chambonnières und Altersgenosse Couperins. Denn 1689 veröffentlichte d'Anglebert ein Konvolut an Suiten, die trotz kühner Harmonik, ornamentaler Komplexität und bebender Rhythmik stets das reflektierende Subjekt, das "Cogito" in den Mittelpunkt stellen. Angesichts der beruflichen Rahmenbedingungen, unter denen sie entstanden waren, war diese musikphilosophische Haltung durchaus ungewöhnlich. Immerhin stand d'Anglebert da seit zwei Jahrzehnten als "Ordinaire de la musique de la chambre du Roi" in Lohn und Brot beim Sonnenkönig Louis XIV. Und auch wenn d'Anglebert seine sechs Suiten nicht als zwingend geschlossene Kunstwerke veröffentlichte, sondern man sich dem Anlass gemäß dieses oder jenes Pièce herauspicken konnte, ändert das rückblickend nichts an ihrer durchdachten Größe und Tiefe.
Die klassischen Satz-Modelle wie Allemande, Gigue und Gavotte besitzen bei d'Anglebert aber nie etwas Gelehrsames, wie es beispielsweise Christophe Rousset in seiner Gesamtaufnahme von 1996 noch mit allem objektiven Nachdruck behauptete. Hört man sich die überaus gewinnbringende Neuaufnahme von Roussets Landsmann Laurent Stewart an, so kann man hier ein lebhaftes wie nachdenkliches Gespräch zwischen Interpret und Komponist verfolgen. Zumal Stewart dafür als Katalysator ein nachgebautes Rückers-Cembalo ausgewählt hat, an dem sich alle musikrhetorischen Argumente klangprachtvoll und beredt sortieren und abwägen ließen.

Guido Fischer, 20.02.2010


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