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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johann Sebastian Bach, Johann Adam Reincken, Dieterich Buxtehude, Johann Jakob Froberger, Johann Caspar Kerll

Die Quellen des jungen Bach

Céline Frisch

Alpha/Note 1 ALP 149
(71 Min., 8/2008) 1 CD

Es ist der Stylus phantasticus, jene eng mit den Phänomenen der Rhetorik verknüpfte kreative Kombination sehr freier (quasi rezitativischer) und kontrapunktisch gebundener Abschnitte innerhalb eines Stückes, die den jungen Bach maßgeblich prägte: Johann Adam Reincken und Dieterich Buxtehude, die Bach persönlich getroffen und wahrscheinlich um musikalische Unterweisung gebeten hat, waren prominente Vertreter dieses Stils. Johann Jakob Froberger und Johann Caspar Kerll, zwei ganz im 17. Jahrhundert beheimatete Komponisten, brachten den phantastischen Stil von ihren italienischen Reisen mit nach Deutschland, wo er sich dann vor allem innerhalb der norddeutschen Orgelschule entfalten und weiterentwickeln konnte. Der Stylus phantasticus ist ein aussagekräftiges Zeugnis für die große Nähe der Barockmusik zur gesprochenen Sprache, er ist in diesem Sinne das instrumentale Gegenstück zu den sprachgenerierten vokalen Gattungen (Oper, Kantate) der Barockzeit. Sich in die Welt seiner Klangrede zu vertiefen, ist ein faszinierendes Unterfangen. Sein Reichtum an Expressivität hat bis heute nichts von seinem Zauber verloren.
Die französische Cembalistin Céline Frisch ermöglichst uns mit ihrem intelligent zusammengestellten Programm die Begegnung mit dem jungen Bach (von dem zwei Toccaten und das "Capriccio sopra la lontananza del fratello dilettissimo" erklingen) und seinen Inspirationsquellen. Deutlich wird die hohe Qualität der auch heute immer noch unterschätzten Cembalomusik des Frühbarock. Deutlich wird außerdem auch, dass Bach schon sehr früh eigene Wege gegangen ist: Jenes "Plus" in seiner Musik, jenes "Mehr" an kontrapunktischer Dichte und melodischer wie harmonischer Stringenz, blitzt schon in seinen frühen Werken an allen Ecken und Enden hervor. Neben Céline Frischs ebenso sensibel-einfühlsamem wie technisch makellosen Spiel macht übrigens auch das reiche Klangspektrum ihres Instruments aus der Werkstatt von Anthony Sidey diese CD zu einem Erlebnis, dass der Liebhaber barocker Musik sich nicht entgehen lassen sollte.

Michael Wersin, 06.03.2010


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