Tauchen wir ab. Raus aus der Welt des Lärms und hinein in eine Welt der Zweisamkeit, der Harmonie und Begegnung, des Zusammenwirkens. Der Saxofonist Robert Menzel und der Pianist Jochen Aldinger bieten diese Reise in andere Gefilde an – leise und unauffällig, sanft und zartfühlig, gelassen und doch reizvoll und spannend. Sie spielen Eigenes – mit einer Ausnahme: dem Standard "You Don’t Know What Love Is". Den leitet Robert Menzel mit einer introvertierten Annäherung ans Thema ein. Das Klavier kommt hinzu, und ganz allmählich bauen die beiden das Thema auf und ziehen recht schnell zu Variationen weiter, wobei nun das Klavier einen längeren Solopart hat. Die Liebe, lehrt dieses Stück, ist ein seltsames Spiel, bestehend aus Einsamkeit, Annäherung, Gemeinsamkeit, Trennung und einem zurückhaltenden Finale der zarten Zusammengehörigkeit. Sei es der "Choral" – selbstredend mit sakralem Feeling – die Suite "Kleiner Stern" oder das Hohelied der Sehnsucht nach dem Mädchen aus der "Rue de la Roquette": Die beiden harmonisieren stets prächtig. Klavier und Saxofonsolo greifen feinfühlig ineinander, wobei fast immer ein Anflug leichter Melancholie das Geschehen prägt. Das Duo zählt zu den schwierigsten Formation im Jazz, denn im Dialog der beiden Instrumente würde jedes Zögern, jeder Moment ohne Spannung, jeder Abbruch der Kommunikation auffallen. Robert Menzel und Jochen Aldinger haben dieses Problem nicht. Hier stimmt die Kommunikation, hier stimmt die zurückhaltende Dynamik, hier bestimmt das aus einer tiefen Seelenverwandtschaft gewachsene Verständnis. Eine schöne Klangreise mit Tiefgang.

Werner Stiefele, 01.09.2007

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