home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 8

Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann

Hänssler Profil/Naxos PH10031
(83 Min., 9/2009) 2 CDs

"Der Typus lauert auf bestimmte Momente, vermeintlich schöne Melodien, grandiose Augenblicke." Natürlich gehört Christian Thielemann nicht zu Adornos recht verächtlicher Kategorie des bildungsbürgerlichen Musikkonsumenten (der wir doch fast alle angehören). Schon allein deshalb nicht, weil er eine komplexe Partitur lesen kann. Und aus ihr, wie seine neueste Bruckner-Exegese mit der fabelhaften Staatskapelle aus Dresden zeigt, geradezu magisch anziehende Klänge herausfiltert, deren restlos ausgehorchte Tiefenschichtung ihresgleichen sucht im romantisch-großsinfonischen CD-Repertoire. Und sonst? Auch auf die Gefahr der Wiederholung (wie schon bei der bislang publizierten Vierten, Fünften und Siebten): prozessuales, auf den Formverlauf gerichtetes Denken ist Thielemanns Sache nicht, auch nicht bei Bruckners gewaltigster Schöpfung (die hier in der problematischen, gleichwohl gängigen Haas-Fassung vorliegt, die "das Beste" von Erst- und stark umgearbeiteter Zweitfassung kompiliert). Schon ihr Beginn offenbart: Wo beispielsweise Hans Rosbaud oder Michael Gielen den drängenden Puls, die scharfen Bass-Punktierungen und mit ihnen das unterschwellig Dräuende des kommenden Ganzen hervorkehren, da setzt Thielemann auf gedehnte Lamenti und Seufzer-Attitüden, auf Schönklang, auch melodischen, par excellence. Überhaupt: das "Mysterium" Bruckner hat noch niemand weihevoller zelebriert als Thielemann in diesem seinem fast halbstündigen Adagio, dessen kathartisch ritardierender Höhepunkt sich geradezu obszön demonstrativ entlädt. (Womit wir doch wieder bei jenen "grandiosen Augenblicken" wären). Dazu passen Cover und Booklet der Einspielung: Der kleingedruckte Bruckner hat da kaum noch Platz neben der umjubelten Vorab-Inthronisierung des neuen Kurfürsten am Hof der Staatskapelle am 14. September letzten Jahres.

Christoph Braun, 11.09.2010


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top