Das Zusammentreffen des Bassisten Eddie Gomez und des brasilianischen Pianisten Cesarius Alvim hat durchaus jazzhistorisch bedeutsamen Charakter. Zum einen, weil sich die beiden Musiker zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder für ein Album zusammengetan haben. Zum anderen, weil Gomez und Alvim dem Zuhörer eine hübsche neue Episode des beliebten "Wie es gewesen wäre, wenn…"-Spieles liefern.
Auf "Forever" spielt das Duo nämlich das, woran Bill Evans nach seiner Easy-Listening-Scheibe "From Left to Right" jedem Publikumswunsch zum Trotz nie wieder Hand angelegte: die von Luis Eça geschriebene Bossa-Nummer "The Dolphin". Eddie Gomez war der Bassist, der Bill Evans 1970 bei der Einspielung begleitete. Doppelte Ironie der Geschichte: Das Piano-Genie interpretierte das Stück damals überhaupt nicht so, wie man es von ihm gewohnt war. Die spätromantische Finesse, das melancholische Nachsinnen, die feinen Nuancen – die bekommt man erst jetzt vom Evans-Verehrer Alvim geliefert. So wäre es also gewesen, wenn.
Es ist nicht der einzige Hinhörer, den "Forever" bietet. Alvims Kompositionen können durchaus neben der Auswahl an vorzüglich gestalteten Standards bestehen. Erwähnt seien das piazzollaeske "Ode to a Dream", die verschachtelte Kammermusik-Samba "Roda Vita" sowie der musetteartige "Children’s Song", der an Alvims Wahlheimat Frankreich gemahnt. Dass die Bass-Soli eine Wucht sind, muss man Fans von Bill Evans, dessen favorisierter Tiefton-Beauftragter Gomez ab 1966 war, wohl nicht mehr eigens sagen.
Josef Engels, 16.10.2010
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