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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Jake Remembered

Bob Degen

Enja/Edel 1095672 EJM
(55 Min., 1/2010)

Selten ist ein derart begnadeter Pianist vom breiten Publikum so nachhaltig vernachlässigt worden wie der bald 67-jährige Amerikaner Bob Degen. Dabei ist dieser 'musicians' musician' ein Pionier der neuen Innerlichkeit. Seine abgründige Lakonik formulierte er bereits, als Marc Copland noch Saxophon spielte und Brad Mehldau noch mit seinen Etüden-Hausaufgaben beschäftigt war. Auf der vorliegenden CD meldet er sich nach einer längeren Abwesenheit von der Szene mit einem Ehrfurcht gebietenden Album in Duo-, Trio-, und Quartettbesetzung zurück. Es ist seinem Vater Jake gewidmet, der im Alter von 104 Jahren verstarb. Eingespielt wurde es im denkmalgeschützten früheren MPS-Studio mit seinem legendären Bösendorfer Flügel.
Bob Degen gilt als Meister feinsinniger Interplays; vier der dreizehn Titel, die bis auf eine Kollektivkomposition alle aus der Feder Degens stammen, sind denn auch reine Duette; zwei davon mit dem Schlagzeuger Peter Perfido, und jeweils eines mit dem Trompeter Valentin Garvie und dem Kontrabassisten Markus Schieferdecker. Die restlichen Titel erklingen im klassischen Klaviertrio, bei vieren ist es zum Quartett erweitert. Trotz der unterschiedlichen Besetzungen und der variierenden Stilistik vom Blues bis zur freien Improvisation entsteht nie der Eindruck eines demohaften Musterkatalogs, vielmehr gehorcht alles dem Ausdruck eines übergreifenden Formwillens – und das paradoxerweise bei einem interaktiven Ansatz größter Offenheit. Degens besonderes Harmonieverständnis erweist sich da als integrative Kraft; mag in seinen Akkorden auch immer wieder Bill Evans aufscheinen, seine Fortschreitungen sind nicht eindimensional zwingend, sondern haben etwas magisch Schwebendes, erscheinen in der Richtung offen, suggerieren in Verbindung mit tiefgründig lakonischer Melodik eine warmherzig weise Unaufgeregtheit. Schieferdecker und Perfido erweisen sich als kongeniale Partner, und der Trompeter Valentin Garvie – sonst im Ensemble Modern der Neuen Musik verpflichtet – ist eine wahre Entdeckung; mit der Taschentrompete formuliert er ein quasi sprechendes, lineares Pendant zu Degens mehrdimensionalem Ansatz. Dieses Album ist ein Meisterwerk.

Thomas Fitterling, 11.12.2010


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