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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Carl Philipp Emanuel Bach

Sei concerti per il cembalo concertato

Andreas Staier, Freiburger Barockorchester, Petra Müllejans

harmonia mundi HMC 902083.84
(94 Min., 5/2010) 2 CDs

Wenn Andreas Staier am Hammerflügel oder am Cembalo den Turbo zündet, werden selbst Komponisten aus der zweiten Reihe nach vorne katapultiert. Wie im Fall von Carl Philipp Emanuel Bach. Der zweite Sohn vom Großfamilienplaner Johann Sebastian war zwar in Theorie und Praxis ein brillanter Kopf, der im 18. Jahrhundert das Empfindsame mit einer geradezu wagemutigen Rhetorik auszudrücken verstand. Im Klassikbetrieb konnte er sich trotz seiner auf Anhieb identifizierbaren Klangsprache dennoch nie richtig durchsetzen. Nun kommt also Andreas Staier mit dem Freiburger Barockorchester und gleich sechs Cembalokonzerten von CPE um die Ecke. Komponiert wurden sie in Bachs Hamburger Jahren um 1772. Und auf den allerersten Blick mögen sie Allerweltsware sein. Denn Bach war keiner, der wie Mozart das Glück hatte, ständig mit vom Himmel gefallenen Themen gesegnet zu sein. Und bisweilen geht es im Cembalopart recht gefällig sportlich zu.
Doch wie oft im Fall Haydns gilt eben auch beim Bach-Junior: Man muss nur einmal kurz hinter die vertrauten Fassaden schauen – und schon ist man gefesselt von dem Reichtum und Raffinement einer Musik, die erst den Geist und dann das Herz anspricht. Keines der Werke besitzt daher nur einen Hauch von pädagogischer Gelehrsamkeit, wie sie Bach in seinem Traktat "Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen" formuliert hatte. Stattdessen setzt Staier mit dem stets forsch und elanvoll agierenden Freiburger Barockorchester schon mal alles auf eine Karte, um für unglaubliche Energieschübe zu sorgen, die einem sofort durch Mark und Bein gehen. Dann wieder zieht Staier die Handbremse. Und auf einmal steht man staunend vor einem wertvollen Andante, das mit seinen nachdenklichen Flötenstimmen glatt eine Arie ohne Worte aus der Feder von Rameau oder Gluck sein könnte. Aber nein – auch dieses Wunderwerk stammt von einem Komponisten, den man sich erarbeiten muss. Und dank Andreas Staier ist der Ertrag immens.

Guido Fischer, 14.05.2011


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