Bloiiiiiiiing. Trriiiiiiing. Paff. Miauuuuuuuu! Bei Cathy Berberians "Stripsody" geht es so hoch und lustig her wie einst beim Donald Duck-Clan. Hier säuselt ein Kätzchen. Dort bimmelt die Türglocke. Und irgendwo zerlegt jemand schnarchend gerade einen ganzen Wald. Aus all den Lautmalereien, wie sie in Comic-Strips von jeher zum lesenden Ton gehören, hatte die amerikanische Neue Musik-Sirene Cathy Berberian 1966 eine Nonsense-Arie gemacht, die längst ein Klassiker der amüsanten Moderne ist. Dementsprechend bildet "Stripsody" das finale Sahnehäubchen auf einem Programm, mit dem sich das von Paul Hillier geleitete Theatre of Voices experimentelle Klangsprachkunst zur Brust nimmt.
Sinneinheiten und Texte etwa von James Joyce und Edoardo Sanguinetti verwandeln sich da im menschlichen Schlund in einen artikulatorisch unberechenbaren Strudel. In Roger Marshs "Not a soul but ourselves" hetzt eine Sängerin in Höchstgeschwindigkeit durch eine Passage von Joyce. In "Young turtle asymmetries" (was für ein Titel: Unregelmäßigkeiten einer jungen Schildkröte!) von Jackson Mac Low verwandeln sich dagegen Wörter und Buchstaben in ein surreales Slow-Motion-Madrigal. Und in John Cages "Story" gerät ein Text von Gertrude Stein in eine minimalistische, aber subtil groovende Dauerschleife. Markiert mit Cathy Berberian die Ex-Gattin des italienischen Komponisten Luciano Berio das Finale dieser phonetisch anarchischen Achterbahn, gibt ein Großwerk von Berio dafür den Startschuss. Und in der absurden Musiktheaterszene "A-Ronne" werden Dante und Marx, das Johannes-Evangelium und Georges Bataille solange mit ganzem Körpereinsatz collagiert, zerdehnt und zersplittert, bis die Klangzeichen eine eigene, bizarre Geschichte erzählen. Spätestens dann weiß man, dass man nicht alles glauben sollte, was man hört.
Guido Fischer, 18.06.2011
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