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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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All what love

Schnermann's Poetryclan

Q-Rious/Edel 1062205QRM
(64 Min., 5 & 6/2010)

Welch ein Unternehmen! Dem Kölner Songwriter, Arrangeur und Pianisten Andreas Schnermann ist es gelungen, zehn der bedeutendsten Sprecherinnen und Sprecher deutscher Sprache für ein Poesie- und Musik-Projekt zu begeistern – Otto Sander, Joachim Król und Maria Schrader sind darunter –, und das für empfindsame englische Liebeslyrik, für Texte von Shakespeare, Lord Byron, Thomas Lovell Beddoes, Cristina Rossetti, Rupert Brooke, Philip Larkin, des Iren William B. Yeats und der Amerikanerin Edna St. Vincent Millay. Alle zeichnet sie eine gewisse scheue Wehmut aus, die Johannes Tröger kongenial ins Deutsche übertragen hat. Anders als bei den Jazz-und-Lyrik-Projekten seligen Gedenkens gibt es auf diesem Album kaum eigentliche Text-Musik-Überlagerungen. Die Texte werden meist gänzlich unbegleitet rezitiert und dann im Anschluss als jazz-affine Songs auf Englisch von Inga Lühning gesungen. Lühning ist Mitglied des Schnermann Septetts, einer am modernen Mainstream orientierten Band mit Trompete, Saxophon und Gitarre. Für diese Produktion wird sie stellenweise durch das Cologne Contemporary String Sextett und die Gastsolisten Paul Heller und Ludwig Nuss an Saxophon und Posaune erweitert.
Literarische Texte in zeitgenössische U-Musik bzw. Jazz zu kleiden ist nicht neu; Léo Ferré, Jean Ferrat und die Briten Mike und Kate Westbrook haben das getan, wobei sie ganz stringent den jeweiligen Texten folgten. Bei Schnermann/Lühning werden die Textvorlagen zu Lyrics von Songs im Sinne des American Songbooks. Die wiederholende Refrainstruktur mit zeilenverstärkenden Backgroundvocals konterkariert des Öfteren die feinsinnige Scheu des Originals, das zuvor noch so stimmig rezitiert wurde. Doch es ist hübsch, wie die an skandinavischen Vorbildern ausgerichtete souveräne Stimme Inga Lühnings, mal leicht poppig, dann wieder leicht soulig mit folkjazzigem Timbre die groovenden Songs gestaltet – und die machen eigenständig richtig Laune. Also ein Schuft, wer Böses dabei denkt, die spezifische musikalisch-literarische Anverwandlung nicht spürt und den vierten Bewertungspunkt verweigert?

Thomas Fitterling, 02.07.2011


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