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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Dissonances: Streichquartette KV 421 & 465, Divertimento KV 138

Quatuor Ébène

Virgin Classics/EMI 0709222
(71 Min., 2/2011)

Interpretation ist stets eine Gratwanderung: Die Musiker des Quatuor Ébène sprechen im Beiheft dieser CD von den klassischen Tugenden der Musik Mozarts, von ihrer Schlichtheit, Klarheit, Einfachheit. Gerade diese Eigenschaften, so meinen die Musiker, machen die Musik transparent für eine sublime, eine göttliche Botschaft.
Gleichzeitig zeichnet sich das Spiel der vier hochbegabten Franzosen jedoch gerade nicht durch Schlichtheit und Einfachheit aus – ganz im Gegenteil: Die Herren lassen etwa Mozarts Kantilenen nicht einfach durch sich selbst und durch die harmonische Ausleuchtung, die Mozart selbst ihnen zuteil hat werden lassen, zur Geltung gelangen, sondern sie gehen mit einem sehr breiten dynamischen, agogischen und klangfarblichen Werkzeugkasten an die Arbeit. Dass das Ergebnis in sich ein in hohem Maßen vollkommenes ist, kann kaum bezweifelt werden: Die Homogenität dieses Quartetts ist faszinierend, und die Ausdrucksdichte, die immer wieder scheinbar so selbstverständlich erreicht wird, kann nur als fesselnd bezeichnet werden. Aber der Grat zwischen „Zulassen“ und „Machen“ ist sehr schmal: Wie weit sollte man die oftmals ja nur scheinbare „Einfachheit“ des Mozartschen Quartettsatzes schlichtweg durch sich selbst wirken lassen, indem man die Musik lediglich spielt – und wie sehr sollte ein Künstler auf den Aussagegehalt, den er selbst in dieser Musik findet, durch besondere interpretatorische Maßnahmen mit dem Finger zeigen? Die Musiker des Quatuor Ébène wagen sich häufig recht weit auf das Terrain des „Machens“ vor; sie lieben das klangliche Chiaroscuro, sie heben immer wieder kleine Details mit Nachdruck hervor, sie verstärken ständig kompositorische Effekte durch kleine präsentatorische Kniffe und Kunststücke. Sie spielen wunderschön und bewegend, aber sie agieren auch manipulativ; sie sind sich untereinander stets vollkommen einig, aber inwieweit sie auch immer mit Mozart übereinstimmen, vermag man nicht mit letzter Gewissheit zu entscheiden.

Michael Wersin, 19.11.2011


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