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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Kantaten BWV 170 & 35, Triosonate Nr. 3 BWV 527, Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542

Le Banquet Céleste, Damien Guillon

Zig-Zag Territoires/Note 1 ZZT 305
(73 Min., 11/2011)

Die Orgel als Soloinstrument und in obligater Verwendung innerhalb von Kantatensätzen ist das Bindeglied dieses auf den ersten Blick recht ungewöhnlichen Programms: zwei Alt-Solokantaten, eine Orgel-Triosonate und die Fantasie und Fuge in g-Moll. Die am Stil der Thüringer Instrumente der Bachzeit orientierte Orgel der Reformierten Kirche in Bouclier, wo diese Aufnahme entstand, ließ sich auch in den Kantaten gut einsetzen, sodass auf eine Truhenorgel verzichtet werden konnte – ein Gewinn auch dort, wo die Orgel nicht obligat, sondern „nur“ Continuo spielt.
Damien Guillon gibt sich als Altist in den beiden bekannten Solokantaten ebenso textnah wie interpretatorisch engagiert. Das Ausgehen vom Wort scheint ihn auch dazu inspiriert zu haben, den langsamen basslosen Mittelsatz von BWV 170, der meistens geradezu agonieartig ebenmäßig gesungen wird, akzentuierter zu gestalten – zweifellos ein Gewinn für dieses Stück. Unmittelbar textausdeutend ist auch das instrumental-vokale Farbenspiel im vorausgehenden Rezitativ; dass die Welt ein „Sündenhaus“ ist, macht das Ensemble sehr unmittelbar zum Erlebnis. Und wo die herrlich weiten musikalischen Bögen Stimmschönheit und Legato-Potenz verlangen – etwa im Eingangssatz von BWV 170 – reüssiert Guillon gleichermaßen, dabei jedoch stets den Blick nach vorn richtend auf die nächste Passage, die wieder stärkere artikulatorische Akzente fordert.
Die Organistin Maude Gratton, die auf dieser CD ebenfalls einen wichtigen Solopart zu gestalten hat, ist sicher keine quirlige Hyper-Virtuosin à la Ton Koopman, der etwa das Eingangs-Concerto von BWV 35 reichhaltigst zu verzieren pflegt; eher liefert sie solides Orgelspiel mit Bodenhaftung, metrisch sehr gerade auch wenn sie ganz solistisch musiziert. Eine ihrer Stärken ist ihre dezidierte Artikulationskunst, die etwa die spektakuläre Fuge aus BWV 542 sehr transparent herüberkommen lässt.

Michael Wersin, 21.07.2012


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