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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms, Franz Schubert, César Franck

Sonaten für Viola und Klavier

Tabea Zimmermann, Kirill Gerstein

Myrios classics/harmonia mundi MYR008
(72 Min., 7/2011)

Elegant, differenziert, technisch makellos – man möchte eine Menge stark positive Adjektive reihen, wenn man miterlebt, wie sich Tabea Zimmermann und Kirill Gerstein auf intelligente und umsichtige Weise ihren Weg bahnen durch die Partituren von Brahms, Schubert und Franck. Wieder und wieder erlebt man ihr gemeinsames, perfekt aufeinander abgestimmtes Tun in seiner grazilen Gestik als unmittelbar einleuchtend. Sie vermitteln, ja sie erklären uns bisweilen sogar die Musik, und zwar sowohl hinsichtlich ihrer inneren Logik als auch hinsichtlich ihres klangsinnlichen Potentials. Wie mühelos das gleich in der f-Moll-Sonate von Brahms gelingt, überrascht und begeistert vor allem im Blick auf die technischen Schwierigkeiten, von denen das Stück streckenweise gekennzeichnet ist.
So sehr diese Herangehensweise für den Brahms einen Gewinn bedeutet, so gern möchte man im Falle der Franck-Sonate doch auch ein Fragezeichen formulieren: Lieben wir es nicht, wenn wir beim Hören dieses spätromantischen Virtuosenschinkens den Achselschweiß der Interpreten förmlich riechen? Erwarten, ja brauchen wir hier nicht jenes Pathos stolz zur Schau getragener Potenz, das einschlägige Interpretationen des Stücks wie diejenige von Itzhak Perlman und Martha Argerich so aufregend macht? Eigenartig: Das Stück erklingt hier in originaler Violin-Lage und weist daher, bratschenbedingt, weniger Leuchtkraft und Obertonreichtum in der Höhe auf. Wer aber nun annimmt, Tabea Zimmermann würde dafür in der Tiefe (etwa am Beginn des zweiten Satzes) die komplette warme Fülle ihres Instruments mit akzentuierter Dramatik paaren, der wird überrascht: Zimmermann bleibt auch hier dezent, ganz unprätentiös womöglich um Lagenausgleich bemüht. Die neuen Seiten, die sie uns mit ihrem kompetenten Klavierpartner auch von diesem Stück präsentiert, die arbeitet sie mit denselben interpretatorischen Mitteln heraus wie beim Brahms: differenzierte Gestaltung jeder musikalischen Geste, geschmeidig-elegante Linienführung. Ein freundlicher, ein eloquenter Franck, aber kein wirklich aufregender.

Michael Wersin, 20.10.2012


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