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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Jacques Offenbach

Offenbach's Secret ‒ Offenbachs Geheimnis

István Szabo (Regie), Jia Lü, Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern u.a.

Euroarts/Naxos 2012488
(149 Min., 1995 & 2004)

Vom Himmel gefallen war sein Gespür für Scherz und Satire natürlich nicht. Vielmehr liegen ihre Wurzeln – wie könnte es bei einem Kölner Original wie Jacques Offenbach auch anders sein – in jenem rheinischen Brauchtum, das seit 1823 Jahr für Jahr die Domstadt erbeben lässt. Es war der Kölner Karneval, den der 1819 geborene Jakob „Köbesche“ Offenbach von Kindesbeinen an kennengelernt hatte. Als er mit seinem Cello und den Geschwistern durch die Wirtshäuser zog und sich an den munteren Spott-Gesängen für immer infizierte. Doch obwohl Offenbach schon im zarten Alter von 15 Jahren in die weite Welt, nach Paris aufgebrochen war, musste er erst stolze 36 Jahren werden, um seinen ersten Triumph als Komponist zu feiern, an jenem „Théâtre des Bouffes-Parisiens“, das er 1855 gegründet hatte. Und mit dem Operetten-Einakter „Les deux Aveugles“, bei dem sich zwei Pariser Bettler blind und taub stellen, nahm er gleich das Lügengebäude des Napoleonischen Kaiserreichs und des scheinbar so sittsamen Bürgertums aufs Korn.
Diesem seinerzeit auf Anhieb zum Hit gewordenen Musiktheater-Coup wie auch dem ritterlichen Einakter „Croquefer, ou Le dernier des paladins“ begegnet man heute auf der Bühne allzu selten, doch hatte Regisseur István Szabo („Mephisto“) beide Werke 1995 in den Mittelpunkt seiner filmischen Offenbach-Hommage gestellt, die jetzt mit einer zusätzlichen Dokumentation über das Manuskript von Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ auf DVD erschienen ist. Szabos Film ist aber nicht nur eine Einladung zu einer historischen Abendveranstaltung in die Bouffes-Parisiens, wo Tamás Jordan in die Rolle des Hausherrn und Dirigenten geschlüpft ist. Zugleich stellt Szabo in der Rahmenhandlung die diskussionswürdige Frage, ob Offenbach nicht doch nur Spielball politischer Intrigen war. So flüstert ihm der kaiserliche Halbbruder und Gönner Szenenänderungen ins Ohr, mit denen hochrangige Gesandte sowie selbst der Kaiser karikiert werden sollen. Im Parkett bleibt der Skandal nicht aus, während das Volk in den obersten Rängen nicht nur von den Anspielungen begeistert ist, sondern auch von den musikalischen Pointen, die keiner besser setzen konnte als Offenbach. Das gilt für seine bekannten Meisterwerken, aber eben auch für „Les deux Aveugles“ und „Croquefer, ou Le dernier des paladins“.

Guido Fischer, 15.12.2012


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