Vor gut zehn Jahren wagten Heinz Sauer, der unbeugsame Individualist des Tenorsaxofons, und Michael Wollny, der strahlende Jungstar des Klaviers, einen weitgehend frei improvisierten Duo-Auftritt. Inzwischen sind sie mit mehreren preisüberhäuften Alben das Traumteam des deutschen Jazz. Kurz vor Sauers achtzigstem Geburtstag entstand dieses erste live-Dokument des Duos. Es schließt sich so ein Kreis: Am Anfang stand das intuitive Musizieren vor Publikum, eine Dekade später sind die beiden mit „Don’t Explain“ nun auch auf CD im Konzert zu erleben.
Heinz Sauer ist ein unerschütterlich suchender Meister des expressiven Diskurses, dessen zwingende Wirkung dem Komplementärverhältnis zur planenden Logik eines Albert Mangelsdorffs, Sauers einstigem Bandleader, viel verdankt. Jetzt mischen sich in Sauers Spiel immer wieder auch heitere Züge, dahinter steckt Altersweisheit, vor allem aber die musikalische Empathie in dieser besonderen Paarkonstellation. Wollnys Spiel seinerseits hat an selbstbewusster Tiefendimension dazugewonnen, die wunderbar mit der Musik seines Partners korreliert. In ihrem Konzert interpretierten sie fünf Originals und fünf Fremdkompositionen, dabei beschränkten sie sich weitgehend auf Andeutungen der thematischen Eckpunkte des Ausgangsmaterials und jonglierten intuitiv mit improvisatorischen Einfällen. Die wechselseitige Konzentration der Musiker vermittelt sich auch auf CD begeisternd, und die Geschichten selbst, die die beiden Balladeninterpreten erzählen, gehen tief unter die Haut. Das Titelstück allein schon ist ein Meisterwerk.
Thomas Fitterling, 02.03.2013
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