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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Diverse

Frühlingsnacht (Werke von Franz Schubert / Franz Liszt, Robert Schumann, Franz Liszt u.a.)

Alexander Krichel

Sony 88725462262
(74 Min., 8/2012)

Frühling lässt sein blaues Band ..., mag sich irgendein Grafikdesigner mit Bildungsrudimenten gedacht haben und lässt das Band gleich übers „Cover“ von Alexander Krichels „Debutalbum“ wehen, wie man in der massenkulturell standardisierten Welt klassisch bespielte Tonträger zu nennen pflegt. Das heißt „Frühlingsnacht“, aber die Hoffnung, es könnte lyrisch befruchtend ins Dunkel flattern, scheinen sich dann doch nicht zu erfüllen. War der sympathisch wirkende junge Pianist gut beraten, derart viele Lisztsche Liedtranskriptionen aufzunehmen? Ich habe meine Zweifel, denn nur bei den ganz Großen löst sich die innewohnende Spannung dieser oft unerträglichen Zwittergattung, lebt nicht nur die Melodiestimme im verholzten Geflecht pianistischer Begleitpflichten auf, und das ist schwer genug, sondern auch der Arrangeur als mächtiger Eigencharakter im Hintergrund, durch dessen theatralischen Geist gefiltert wir diese Musik erleben. Nur dann versteht man den aufgedonnerten Schluss des Schubertschen „Auf dem Wasser zu singen“. Bei Krichel ist das Ganze allzu eindimensional, allzu hart in den ewigen Sechzehnteln und endlich nur noch flach donnernd. Aber sollten wir nicht begreifen, wieso Liszt den Schubertschen Strophen diese hysterische Steigerung aufpfropfte? Der berüchtigte „Erlkönig“, diese grausame Probe für das rechte Handgelenk, erzeugt beim Hören allenfalls emphatische Schmerzen in den Sehnenscheiden. Mehr als eine verbissen geübte Etüde ist es hier nicht.
Auch die Auswahl der „Lieder ohne Worte“ zeugt von dem Grundmanko dieser Produktion. Der Klavierklang neigt zu verkrampfter Undifferenziertheit. Im berühmten „Frühlingslied“ findet sich die durchgehalten gezupfte Mittelstimmenfigur nicht nur in allzu viel Pedal getunkt, sie vermag sich auch kaum den leggiero- oder grazioso-Gesten der dynamisch eingeebneten Melodie anzuschmiegen. Kein leiser Harfenton. Bleiben als Pièce de résistance die Variations sérieuses, das abgenutzte Koreanerinnenzwischenprüfungsopus deutscher Hochschulen, und reichlich perkussiv knatternd in den Repetitionen ist es dann auch hier ausgefallen. Krichel hatte mit Vladimir Kraniev einen legendären Lehrer, dem man den hörbar festen, wenig modulierbaren Klang kaum anlasten mag. Schade, mag es auch wehen, das Band, ER war`s nicht ...

Matthias Kornemann, 30.03.2013


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