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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Michael Jarrell, Conlon Nancarrow, Rolf Riehm

Echtzeit (Werke für Streichquartett)

Asasello-Quartett

Genuin/Note 1 GEN 13292
(57 Min., 2/2013)

Das in Köln beheimatete Asasello-Quartett gehört seit fast einem Jahrzehnt zu den unermüdlichen Kämpfern für das abenteuerlich Neue, Komplexe, Komplizierte. Und um den Hörer vollkommen unvoreingenommen auf eine enorm anspruchsvolle Klang-Reise zu schicken, zu der man jetzt anhand dreier Stücke aufgebrochen ist, hat man im Booklet völlig auf die obligatorische Werkerläuterungen verzichtet. Unter dem Motto „Echtzeit“ steht das Album. Nun ist der Gestaltungsparameter „Zeit“ für Musik von jeher nicht gerade unwichtig, was auch die Titel der eingespielten Quartette unterstreichen. „Zeitfragmente“ heißt das Werk des Schweizers Michael Jarrell und „Tempo strozzato“ das des Deutschen Rolf Riehm. Doch „Echtzeit“ könnte auch einfach nur für den aufführungspraktischen Vollzug der Asasellos stehen. Und der ist schlichtweg entwaffnend mitreißend! Keine noch so gefährliche, hundsgemein spieltechnische Gratwanderung und Herausforderung gibt es da, die man nicht in Echtzeit mühelos bewältigt.
Bereits Jarrells „Zeitfragmente“, die 1998 vom Arditti Quartet uraufgeführt wurden, ist ein einziger Unruheherd. Von bruitistischen Attacken und mikrotonalen Sprengsätzen bis hin zu einem ständigen Stop and Go reicht da das aufreizende Bewegungspotential eines Werks, bei dem die Uhr des konventionell vierstimmigen Streichergesprächs endgültig abgelaufen ist. Auch der 1978 komponierte Quartettsatz „Tempo strozzato“ von Riehm belegt, wie man selbst in einer Zeit, als romantische Rückbezüge immer mehr en vogue wurden, die Flagge einer Post-Avantgarde hochhalten konnte. Von Jarrell und Riehm eingerahmt wird schließlich das 3. Streichquartett (1987) des Amerikaners Conlon Nancarrow. Mit seinen „Player Piano Studies“ hatte Nancarrow schon in den 1940er Jahren die musikalische Zeit in irrwitzige Polytempi aufgelöst, bei denen sich ein Pianist nur die Hände gebrochen hätte. Nicht handzahmer ist sein Streichquartett angelegt, das er mit seiner markanten Kanontechnik genauso infiziert hat wie mit bluesartigen Harmonien. Und wie das Asasello-Quartett nun diesem verwegen burlesken Quartett Beine macht, entpuppt sich nicht nur als eine wohl kaum zu übertreffende Teamleistung, sondern auch als ein hinterlistiges Vergnügen.

Guido Fischer, 23.11.2013


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