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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Original Mono Recordings

Miles Davis

Columbia Sony 88883756642
(1955 - 1961) 9 CDs

Jedes der neun Alben, die als CDs in verkleinerten Original-Covers in dieser neuerlichen Miles-Davis-Box stecken, hat Jazzgeschichte geschrieben. Es sind die Alben des ersten großen Quintetts/Sextetts mit John Coltrane, auf denen Davis Hardbop und Cool Jazz zu neuer, modaler Synthese verschmolz: „Round About Midnight“, „Milestones“, „Jazz Tracks“, „Kind Of Blue“, „Someday My Prince Will Come“, „Miles and Monk At Newport“. Und dann die Alben mit dem kongenialen Arrangeur Gil Evans: „Miles Ahead“, „Porgy and Bess“ und „Sketches Of Spain“, die den Miles-Sound so schwebend leicht ins Orchestrale übersetzten. Abhandlungen über diese Musik füllen Bibliotheken, auch im RONDO-Archiv wird man fündig.
Aber war da nicht noch etwas? Was ist mit „Jazz At The Plaza Vol. I“, neben der Newport-Aufnahme die einzige andere Live-Einspielung des Sextetts mit Bill Evans – und dazu in der Original Kind-Of-Blue-Besetzung? Was ist mit dem Davis/Gil Evans-Album „Quiet Nights“ – auch wenn es Produzent Teo Macero einst gegen den zornigen Protest des Trompeters herausbrauchte? Dass die ursprünglich vom Fremdlabel Fontana veröffentlichte Filmmusik zu „Fahrstuhl zum Schaffot“, die den Miles-Davis-Mythos in Europa nachhaltig prägte, als Ergänzung zu „Jazz Tracks“ Eingang in diese Sammlung gefunden hat, darf man als Gewinn verbuchen, auch wenn damit das editorische Prinzip der Betonung von Columbia-Einspielungen tangiert wird.
Auch das Original-mono-Prinzip ist nicht ganz schlüssig. Teile der Aufnahmen, insbesondere ab „Kind Of Blue“, wurden original durchaus parallel stereo aufgezeichnet. George Avakian, der erste Columbia Produzent von Davis, führt dazu aus, eigentlich sei der Mono-Klang immer näher am Studio-Klang und an der eigentlichen Klangvorstellung gewesen, und in seinem Liner Essay sekundiert Marc Myers, die Stereo-Technik habe damals nur wenigen Plattenkäufern zu Verfügung gestanden, für die Tontechniker sei somit der Mono-Klang als der “reinste und unverfälschteste Ausdruck des Trompetengenies“ das Klangideal gewesen. Das hervorragende Remastering der Aufnahmen mag ihnen recht geben. Es bleibt ein Geschmack von Manufactum-Retro-Marketing. Doch ein Schelm, wer Böses dabei denkt, handelt es sich doch bei den Aufnahmen um Ikonen der klassischen Jazz-Moderne, ergänzt um die spannenden Darlegungen von Marc Myers, in denen überraschend deutlich wird, wie der selbstbewusste Jahrhundert-Trompeter erst durch Columbia, allen voran durch George Avakian, zum Superstar gemacht wurde.

Thomas Fitterling, 04.01.2014


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