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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Paul Hindemith

Bratschensonaten, Der Schwanendreher, Trauermusik

Antoine Tamestit, Markus Hadulla, Paavo Järvi, hr-Sinfonieorchester

naïve/Indigo 985252
(67 Min., 12/20212, 4 & 9/2013)

Ragtime und Alte Musik, Provokantes und Konservatives – in diesem Spannungsfeld bewegte sich Paul Hindemith. Dass man ihm trotzdem immer noch nicht so recht über den Weg zu trauen scheint, zeigte sich erst 2013 wieder. Da jährte sich Hindemiths Todestag zum 50. Mal – und kaum jemand scheint es bemerkt zu haben. Wenig überraschend ist aber, dass sich zumindest der Franzose Antoine Tamestit das Gedenkjahr rot angekreuzt hat. Schließlich kann sich Tamestit grundsätzlich bei dem die Viola spielenden Komponisten für ein umfangreiches und facettenreiches Bratschen-Repertoire bedanken. So hat Tamestit jetzt zwei auch von ihrem Stil her gegensätzliche Sonaten u.a. mit dem Konzertklassiker „Der Schwanendreher“ gekoppelt. Und wer weiterhin an das Märchen vom musikalisch eher spröde und herb veranlagten Hindemith glaubt, der höre sich einfach den vierten der fünfsätzigen Solo-Sonate op. 25/1 an. Mit „Rasendes Zeitmass. Wild. Tonschönheit ist Nebensache“ hat Hindemith ihn betitelt und damit eine Richtung vorgegeben, die Tamestit jetzt mit fliegenden Fingern und motorischer Schubkraft in nur 90 Sekunden meistert.
Doch Tamestit zeigt eben nicht nur auf der Kurzstrecke, warum er einer der fähigsten Bratscher ist und Hindemith daher in ihm seinen Meister gefunden hat. In der leicht impressionistisch angehauchten Duo-Sonate (am Klavier: Markus Hadulla) lässt er nahezu wie von selbst delikate Farben aufblühen. Die teilweise kantig-schroffe Mehrstimmigkeit in der Solo-Sonate fächert er kühn wie gehaltvoll auf. Und auch mit charmanter Gelassenheit nimmt er sich dem Volksliedton an, den Hindemith in dem neo-klassizistischen „Schwanendreher“ mal introvertiert, mal sprunggelenkig verarbeitet hat. Abgerundet wird diese vorbildliche Hindemith-Hommage von der „Trauermusik“, deren beklemmende Züge sich auch dank Paavo Järvi und des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt in trostspendende Schönheit verwandeln.

Guido Fischer, 25.01.2014


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