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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Es ist ein Stoff, aus dem schon die Komödien von Molière gemacht waren. Der gutbetuchte, aber stark ergraute Don Pasquale will es mit der Liebe noch mal wissen. Doch die Auserwählte hat sich nicht nur längst in seinen Neffen Ernesto verguckt. Sie lebt auch noch auf großem Fuße – was den Geizhals Don Pasquale an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt. So eine leichte Kost auf der Musiktheaterbühne entsprechend zünden zu lassen, gehört natürlich handwerklich mit zum Schwersten. Weil Gaetano Donizetti jedoch eben über das nötige Buffa-Händchen verfügte, wurde aus diesem "Don Pasquale" ein Sammelbecken für prickelnden Humor und heißlaufende Vokalbrillanz. Allzu viele schwere Gedanken sollte sich daher auch ein Regisseur nicht machen. Und genau das beherzigte Stefano Vizioli Mitte der 1990er Jahre, als er an der Mailänder Scala den Drei-Akter in Szene setzte. Don Pasquales Haus atmet noch so lange den gestrigen Charme des 18. Jahrhunderts – bis Norina das Kommando übernimmt und alles erst einmal auf den neuesten Empire-Schick bringt.
In diesem dezent gestalteten Bilderrahmen bleiben dem Sängerensemble alle Möglichkeiten und Freiräume, um sich turbulent Luft zu machen. Der Don Pasquale von Ferruccio Furlanetto entwickelt sich zu einem niedergeschlagenen Würstchen (urkomisch in der sich überschlagenden Empörung: das von Furlanetto zu einem herrlichen Kabinettstückchen gestaltete "Io? Io?" Ende des 2. Aktes). Nuccia Focile ist mit ihrem stupend bravourösen Spielwitz genau die furienhafte Norina, an der sich jeder die Zähne ausbeißt. So ein selbstbewusstes Kraftzentrum passt andererseits dann wiederum nicht zu dem eher blassen Ernesto, den Gregory Kunde klangschön, aber zu schüchtern gibt. Zum Glück macht das allein ein Riccardo Muti wieder wett, der im Orchestergraben für spritzige Lockerheit und aufpeitschende Verve sorgt. Und wenn man nun allein die herrliche Cellokantilene in der Ouvertüre so hört, versteht man, warum Jacques Offenbach manche Donizettimelodie für Kammermusikbesetzung bearbeitet hat.

Guido Fischer, 24.11.2007


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