Whow! Da treffen sich vier Posaunisten im Studio des Schweizer Radios, legen ihre Noten auf die Pulte und spielen eine Musik, die von den sakralen Bläserquartetten himmelweit entfernt wirkt. Der Bassposaunist Jan Schreiner hat dieses Treffen organisiert – und es unterscheidet sich grundlegend von den Begegnungen, die einst Joachim-Ernst Berendt mit vier Virtuosen desselben Instruments zusammenstellte, unter anderem 1980 einen „Trombone Summit“. Denn Schreiner, Nils Wogram, der Tausendsassa unter Deutschlands Posaunisten, sowie Andreas Tschopp und Bernhard Bamert huldigen nicht dem Berendt’schen Ideal wenig vorbereiteter Spontaneität.
Was sie spielen, ist überlegt und ausgereift, reich an Schattierungen, mehrstimmigen Passagen, ineinander verwobenen Melodieführungen, clever eingefädeltem Wechsel von Begleitfunktion und Vordergrund, virtuosen Kabinettstückchen und hintergründigem Humor. Leicht und vergnügt kommen die Stücke daher, und Namen wie „Düdletüde“ oder „Wichtigtuer-Schmonzette“ spiegeln die Spannung aus Überlegung und Lockerheit. Dämpfertechniken, sonores Brummen, spitze Explosivklänge, vibrierende und flatternde Sounds und mehrstimmiges Solospiel vereinen sich zu schillernden Werken, und neben drei Posaunen und einer Bassposaune kommen auch Handklatschen, Beatboxing, Melodika, Flöte oder Tuba zu Kurzeinsätzen. Frech und unverbraucht wirken die vierzehn Stücke, die Wogram, Bamert und Schreiner komponierten: ein herzerfrischendes Posaunenquartett, das ohne Vorbilder ist.

Werner Stiefele, 21.06.2014

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