Diese Aufnahmen verdanken sich einem glücklichen Zufall, so wie der Jazz in seinen besten Momenten ohnehin immer das Ergebnis spontaner Eingebungen und Fügungen ist: 2007, als der Schweizer Reto Caduff seine Dokumentation „Rambling Boy“ über den Bassisten Charlie Haden drehte, stand auch ein Treffen mit Hadens zeitweiligem Wegbegleiter Keith Jarrett auf dem Programm. Es wurde nicht nur geredet, sondern auch gemeinsam gespielt, das erste Mal seit 30 Jahren. Haden und Jarrett gefiel das so gut, dass der Pianist den Bassisten für ein paar Tage zu sich nach New Jersey einlud. Man spazierte durch die umliegenden Wälder und spielte eine Reihe von Jazz-Standards ein, ungezwungen, entspannt, freundschaftlich.
Teil eins der Session kam unter dem Namen „Jasmine“ im Jahr 2010 heraus, beim Nachfolger handelt es sich ungeachtet zweier alternativer Takes von „Where Can I Go Without You“ und „Goodbye“ keineswegs um liegengebliebenes Material aus Keiths und Charlies Resterampe. Auch auf „Last Dance“ dominiert mit der Ausnahme der boppig belebten Bud-Powell-Komposition „Dance Of The Infidels“ wieder jene nachtschattene Balladenstimmung, die „Jasmine“ so großartig machte.
Zwei Altmeister pflegen hier nicht nur das intime, intensive Zwiegespräch, sondern legen auch noch ganz nebenbei unerhörte Versionen vermeintlich zu Tode gerittener Klassiker vor. Wie etwa Jarrett Monks „Round Midnight“ komplett neu erfindet: Das macht sprachlos. Ein schmerzliches Detail lässt die Einspielung noch wertvoller erscheinen. Die Rückkehr seiner Polio-Erkrankung Ende 2010 macht Charlie Haden schwer zu schaffen. Man betet inständig: Möge dies nicht der letzte Tanz gewesen sein.
Josef Engels, 05.07.2014
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