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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Liszt

Klavierwerke

Daniel Barenboim

Euro Arts/Naxos 2056748
(85 Min., 05/2007) 1 DVD

Es scheint, als habe Daniel Barenboim eine neue künstlerische Heimat gefunden. Auffallend häufig in der letzten Zeit war er in Mailand zu erleben, die Scala hat es ihm angetan. Einen guten Grund für seine Verschiebung hat Barenboim. Das unaufhörliche Gesabbel über die Sanierung und/oder Übernahme und/oder Nicht-Übernahme und/oder Doch-Übernahme ist seit Längerem schon enervierend, gerade für einen Mann der Tat, wie es Barenboim ist. Die vorliegende DVD zeigt ihn nun live bei einem Klavierrezital, welches er auf der Opernbühne der Scala gegeben hat. Sein Gesprächspartner ist Franz Liszt, und man erinnert sich noch gerne an die Aufnahme aus den 80er Jahren, mit der h-Moll-Sonate und der Dante-Sonate. Letztere steht auch diesmal wieder auf dem Programm. Aber sie klingt anders: reifer, distinkter. Barenboims Temperament ist sichtlich gezügelt, er lässt sich weit mehr Zeit, die Dinge auszuformulieren, gewinnt dadurch an Gedankenschärfe und -tiefe. An der Trivialität so mancher Passage (gerne in Oktaven geführt und als Gewitter bezeichnet) kommt auch er nicht vorbei, aber zumal in den poetischen Momenten ist die Interpretation wirklich von betörender Sinnlichkeit. Darin, das zeigen die von Barenboim ausgewählten Petrarca-Sonette, liegt die ganz große Stärke dieses Künstlers: Wie kaum ein zweiter vermag er einen melodischen Bogen im piano/pianissimo über die Takte und Zeiten hinwegzuspannen und selbst in eine Pause innerhalb dieser Entwicklung eine unvergleichliche Elektrizität hineinzuzaubern. Und auch die klanglichen Facetten im Diskant gelingen wenigen so delikat wie Barenboim, so ätherisch. Ja, er ist wieder da, als Pianist, die alte Liebe ist wiedererweckt. Und wenn er jetzt noch manche Härte aus seinem Fortissimo nimmt und mehr Petrarca-Liszt spielt als Verdi-Liszt (die Paraphrasen sind wirklich zum Großteil grauenhaftes orchestrales Geklingel, das kann auch Barenboim nicht interpretierend dementieren) – dann dürfen wir uns freuen auf weitere Abende. Ob nun in der Scala oder in Berlin oder sonst wo.

Jürgen Otten, 13.10.2007


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