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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Anonymus

Violino – Suiten und Sonaten für Violine

Veronika Skuplik, Evangelina Mascardi

fra bernardo/Note 1 FB1405799
(68 Min., 3/2014)

„Wir stehn aufrecht und in der Erde verwurzelt/Ströme bewegen leicht uns hin und her/frei ist nur die Sehnsucht dahin/zu den Monden und Sonnen.“ Mit diesem Spruchgedicht von Paul Klee aus dem Jahre 1923 leitet Veronika Skuplik äußerst treffend den selbstverfassten Beihefttext ihrer (fast-)Solo-CD mit barocken österreichischen Violinkompositionen ein. Das Repertoire hat sie in Gestalt einer kleinen querformatigen Handschrift im Kärtner Landesmuseum gefunden, ursprünglich scheint es in einem Benediktinerkloster gelagert zu haben. Die Suiten und Sonaten sind anonym überliefert, gehören stilistisch aber in den Umkreis von Biber und Schmelzer.
Soweit die Fakten. Diese seit Jahrhunderten ungehörte Musik nun allerdings zum Leben zu erwecken, ist eine Sache für sich: „Frei ist nur die Sehnsucht dahin“, wird die Interpretin in ihren einsamen Übe-Sessions vielleicht manchmal gedacht haben. Mit dem Endergebnis im CD-Spieler darf man frohgemut konstatieren: Die Sehnsucht hat ihr Ziel erreicht. Was Frau Skuplik in unterschiedlichen Stimmungen ihrer Barockgeige an sensibelst ausgestalteten, quasi im Akt des Spielens nachgeschaffenen Linien entlockt, lässt den aufnahmebereiten Hörer tief eintauchen in die Welt einer stets assoziierbaren virtuellen Vielstimmigkeit, die durch ein einziges Melodieinstrument höchst vollkommen vertreten wird. Wir hören barocke Tanzsätze in geradezu transzendent reduzierter Form; wir lauschen fasziniert, wenn die Solistin – „Ströme bewegen leicht sie hin und her“ – sich agogische Freiheiten nimmt, die mit einer Continuogruppe im Schlepptau niemals zu verwirklichen wären. Fast bedauert man, dass die Solistin sich entschieden hat, einige der Stücke mit Lautenbegleitung zu spielen. Keine leichte Aufgabe für die argentinische Lautenistin Evangelina Mascardi, sich in dieses intime Programm einzumischen; die feinfühlige Künstlerin meistert diese Herausforderung indes mit Bravour.
Es ist ein Glück, wenn sich Interpreten auch heutzutage noch Zeit nehmen, Programme wie dieses zu recherchieren und zu erarbeiten. Man muss wahrlich „aufrecht und in der Erde verwurzelt“ sein, um auf diese Weise „zu den Monden und Sonne“ zu gelangen. Brava, bravissima: ein rundum gelungenes Projekt, das wir hiermit in den höchsten Tönen loben.

Michael Wersin, 09.08.2014


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