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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Stupor Mundi

Vincent Klink, Patrick Bebelaar, Michel Godard, Gavino Murgia, Carlo Rizzo

dml/Fenn DML034
(50 Min., 10/2013)

Es ist ungewöhnlich, zu Beginn einer Rezension die Verpackung einer CD zu loben. Aber „Stupor Mundi“ ist ein bibliophiles Bändchen von 64 Seiten mit Texten, Bildern – und Kochrezepten für Neunkräutersuppe, Kohl des Kaisers, Porchetta vom Spanferkel und Nonnenfürzle. Denn der Solist mit der Basstrompete ist der aus den Fernsehreihen „ARD-Buffet“ und „Koch-Kunst“ bekannte Koch Vincent Klink, der unter anderem auch mit dem Satiriker Wiglaf Droste die Zeitschrift „Häuptling Eigener Herd“ veröffentlicht.
Und die Musik? Klink spielt seine Basstrompete nicht irgendwie, sondern sehr gut – was bei einem ausgelasteten Sternekoch nicht selbstverständlich ist. In Erinnerung an den Staufer-Kaiser Friedrich II – von Freunden „Stupor Mundi“, das Staunen der Welt, genannt – interessieren ihn die mittelalterlichen Wurzeln der Musik und nebenbei auch der Kochkunst, denn der Kaiser ließ ein wissenschaftliches Werk schreiben, das als Wurzel der französischen Hochküche gilt.
Mit dem Pianisten Patrick Bebelaar, Michel Godard an Tuba, Serpent und Elektrobass sowie dem Saxofonisten Gavino Murgia und dem Tamburinspieler Carlo Rizzo spürt Klink den mittelalterlichen Klängen nach – aber nicht historisierend im Stil der Spezialensembles für frühe Musik. Bei ihnen entsteht eine imaginäre Folklore, eine Musik, in der sich arabisch-mediterrane Percussion mit volksliedhaft eingängigen Melodien mischt, die sanft pulsiert und eine gehörige Portion Jazzfeeling aufgenommen hat.
Der atemreiche, dunkle Ton Klinks prägt weite Passagen, ist in dieses Ensemble bestens integriert. In „Interlude“ steuert Gavino Murgia sardischen Tieftongesang bei, und in „E Mi Me Ne So `Ndao“ singt Carlo Rizzo eine eigene, trotzdem traditionell anmutende Melodie. Michel Godard wiederum, in anderen Ensembles eher Solist, legt in diesem Ensemble mit Tuba, Serpent oder Elektrobass eher die Grundlage, und Bebelaar verbindet all dies mit Elementen aus Jazz und der romantischen und impressionistischen Klaviertradition.
Diese Musik ist wie die moderne Küche in mehreren Regionen verortet. Sie kombiniert virtuos die Elemente, sie ist reich an Aromen, geht schonend mit den Zutaten um und löst sich – nun nicht im Gaumen, sondern in den Ohren – in Wohlgefallen auf. Dabei ist sie immens abwechslungsreich und steckt voll kleiner, feiner Überraschungen.

Werner Stiefele, 06.12.2014


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