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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Richard Strauss

Complete Songs Vol. 7

Ruby Hughes, Ben Johnson, Günter Haumer, Roger Vignoles

Hyperion/Note 1 CDA68074
(67 Min., 12/2013)

Schon sehr früh – im Alter von sechs Jahren nämlich – hat Richard Strauss angefangen, Klavierlieder zu komponieren, aber freilich nicht in dem Stil, den der Liebhaber seiner reifen Lieder zu hören gewohnt ist: Eine Menge Spielminuten dieser CD vergehen daher, ehe wir die vertrauten Pfefferminzakkorde, intrikaten Melodieführungen und halsbrecherischen Klavier-Kapriolen erleben dürfen. Davor gibt es Liedrepertoire kennenzulernen, das wahlweise eher nach Schubert, Schumann oder Weber, gelegentlich auch nach Zelter oder Reichardt klingt. Der Knabe stand wohl hier noch ganz unter dem Einfluss seines Vaters, der im Grunde alles, was sich nach Weber ereignet hat, ablehnte. Vater Strauss war ein hervorragender Hornist im Münchner Hoforchester, und ihm „begegnen“ wir tatsächlich auch in einem dieser vergleichsweise bescheidenen Lieder, das einen obligaten Hornpart aufweist.
So erzeugt ein großer Teil dieser CD allenfalls Begeisterung im Sinne von „Toll, was der kleine Junge schon konnte“ – und in der Tat ist etwa die balladeske Vertonung von Goethes „Fischer“ durchaus erstaunlich expressiv und musikalisch-dramatisch ausgefeilt, aber eben noch gar nicht straussisch.
Dafür kommen wir mit den drei Auszügen aus op. 47 sowie mit op. 88,3 (Sankt Michael) voll auf unsere Kosten: Atemberaubende Virtuosität sowie stupende musikalisch-deklamatorische Könnerschaft faszinieren vor allem in der Uhland-Ballade „Von den sieben Zechbrüdern“ – eine Tour de force, die den Tenor Ben Johnson denn auch schnell an die Grenzen seiner stimmlichen Möglichkeiten bringt, ganz anders als übrigens vor langer Zeit den Bariton Arno Schellenberg, der dies außergewöhnliche Lied für die „Raucheisen-Edition“ zu zelebrieren verstand.
Den Rezensenten überzeugt auch der in diesem Programm ebenfalls präsentierte Bariton Günter Haumer nicht vollständig: Es ist einfach schwierig, Hermann Preys fulminanten Strauss-Gesang, sein kreativ-abwechslungsreiches Spiel mit Kopfregister und sonorer Brustresonanz zu vergessen. Einzig die Sopranistin Ruby Hughes agiert mit klarer, direkter Stimmgebung sehr natürlich und mit Klangschönheit, zudem mit erstaunlich vollkommener Diktion.

Michael Wersin, 25.04.2015


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