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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Alessandro Scarlatti, Henryk Górecki, Steve Reich, Johann Sebastian Bach u.a.

Time Present and Time Past (Werke für Cembalo)

Mahan Esfahani, Concerto Köln

DG/Universal 479 4481
(74 Min., 9/2014)

Aus einer kleinen, immer und immer wiederkehrenden Figur kann Großes mit einer unerwarteten Sogkraft entstehen. Oder es kann schnell ins Banale, Einschläfernde umkippen. Genau diese beiden Extreme bietet der aus dem Iran stammende Cembalist Mahan Esfahani bei dem mit „Time Present and Time Past“ bezeichneten Programm. Bis auf Bachs Cembalo-Konzert d-Moll BWV 1052 bilden die unterschiedlichsten Spielarten des Minimalismus den Dreh- und Angelpunkt. Der ewige Barock-Tanzschlager „La follia“, der mit seiner schematischen Motorik eben Komponisten wie Alessandro Scarlatti, Carl Philipp Emanuel Bach und Arcangelo Corelli zu Variationswerken inspiriert hat, bildet da die eine musikhistorische Flanke. Die andere führt direkt ins 20. Jahrhundert, zu Steve Reichs Minimalismus-Klassiker „Piano Phase“ sowie zum Polen Henryk Górecki und seinem zweisätzigen Cembalo-Konzert. Und genau dieses 1980 geschriebene Werk ist mit seiner dräuenden Grundhaltung im Orchestersatz und einem penetrant ins Leere laufenden Wiederholungszwang in der Solostimme das beste Beispiel, wie sich selbst eine allergemäßigte Moderne schon ab dem ersten Takt überlebt hat.
Welche Abenteuer bietet Mahan Esfahani dagegen in den sich verzweigenden „Follia“-Reflexionen – wobei Corellis Violinsonate hier in einem Concerto grosso seines Landsmannes Francesco Geminiani gespiegelt wird. Doch nicht nur auf zwei klangprächtigen Nachbauten eines flämischen bzw. florentinischen Cembalos schlägt Mahan Esfahani eine verblüffende Virtuosität an. Gleiches gilt natürlich für seine Fassung von Reichs „Piano Phase“. Ursprünglich für zwei Pianisten aus Fleisch und Blut geschrieben, hat Esfahani das Werk im Mehrspurverfahren aufgenommen. Der Cembalo-Klang potenziert einerseits das Mechanische, Technische dieser Musik noch. Trotzdem ist man schnell gefangen in diesem komplexen Labyrinth aus asynchronen Wiederholungen und Überlagerungen. Für das Finale seiner Debüt-CD hat sich Esfahani zwar für einen Barockklassiker entschieden. Doch mit den erstaunlich ‚saftig´ aufspielenden Musikern von Concerto Köln bekommt das Cembalokonzert von Bach einen Drive und eine Haltung, bei der das Moderne dieser Musik aus sich heraus spricht.

Guido Fischer, 09.05.2015


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