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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms, Richard Wagner, Claude Debussy u.a.

Orchestre National de France: 80 ans

Leonard Bernstein, Sergiu Celibidache, Charles Dutoit, Daniele Gatti, Kurt Masur, Christian Ferras, Isaac Stern, Yo-Yo Ma u.a.

RF/Harmonia Mundi 020
(508 Min., 1944 - 2013) 8 CDs

Frankreich war schon immer eine Musiknation. Erstaunlicherweise aber war es nie mit einer ähnlichen, traditionsreichen Orchesterkultur gesegnet wie etwa die deutschen Nachbarn oder Österreich. Und selbst die in Paris residierenden Klangkörper wie das namhafte Orchestre de Paris haben es nie wirklich in die Weltspitze geschafft. Mit dem Orchestre National de France gibt es immerhin ein Spitzenkollektiv, das als dienstältestes Orchester Frankreichs auf 80 erfolgreiche Jahre zurückblicken kann. Und weil man von Beginn an auch als Radioorchester höchst fleißig war, haben sich über die acht Jahrzehnte zahllose Tondokumente angesammelt, von denen viele erst jetzt per CD das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Passend zum runden Geburtstag wurden daher nun insgesamt acht CDs mit ausschließlich unveröffentlichtem Material veröffentlicht. Die klanghistorische Reise beginnt quasi in der Pariser Stunde Null, im Jahr 1944 und damit im Jahr der Befreiung vom Nazi-Regime und reicht bis zu Wagner- und Ravel-Aufnahmen mit dem aktuellen Chefdirigenten Daniele Gatti.
Die Mitschnitte spiegeln allesamt höchstes Niveau wider, das sich nicht nur der ständigen Zusammenarbeit mit internationalen Top-Gastdirigenten wie Riccardo Muti und Seiji Ozawa verdankt. Gerade die Wiederbegegnung mit den ersten Chefs Manuel Rosenthal und Roger Désormière, der mit Poulencs „Chansons villageoises“ sowie der 1. Sinfonie von Henri Dutilleux zu hören ist, lassen eine farbenreiche und stets auf Transparenz setzende Spielkultur erkennen, die keine Vergleiche mit internationalen Kollegen zu scheuen braucht. Wer in Paris aber mit seinen Konzerten vor allem im ehrwürdigen Théâtre des Champs-Elysées schon immer der Platzhirsch gewesen ist, der konnte sich am laufenden Band Treffen mit Weltklassemusikern leisten. Und was gibt es jetzt nicht alles an musikhistorischen Sternstunden zu erleben und zu genießen: Der 32-jährige Dietrich Fischer-Dieskau erwies sich 1957 als Mahler-Exeget der Sonderklasse. 1972 kam Isaac Stern mit Eugene Ormandy und Brahms´ Violinkonzert an die Seine und bot aufregend unsentimentales Geigenspiel. Drei Jahre zuvor legten Martha Argerich und Claudio Abbado bei Prokofjews 3. Klavierkonzert richtig los. Und während Mr. 100.000 Volt Leonard Bernstein 1981 mit einer Ouvertüre von Ambroise Thomas aus dem Orchester schmissig Funken schlagen ließ, kam zwischendurch selbst die jüngste Moderne mit Auftragsarbeiten etwa von Xenakis und Berio auf ihre gehaltvollen Kosten. Das Orchestre National de France mag offiziell nie in der Weltspitze mitgespielt haben. Dabei war es stets sehr nah dran, wie diese Geburtstagsbox beweist.

Guido Fischer, 23.05.2015


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