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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Philadelphia Beat

Albert „Tootie“ Heath, Ethan Iverson, Ben Street

Sunnyside/harmonia mundi SSC1403
(50 Min., 10/2014)

Der Schlagzeuger Albert "Tootie" Heath ist heute mit seinen 80 Jahren ein wichtiger Überlebender jener Epoche, in der die Jazzmetropole Philadelphia in einer Generation zahlreiche Musiker hervorgebracht hat, die den schwarzen Jazz prägten; man denke an Heaths prominente Brüder, den Tenoristen Jimmy und an Percy, den Bassisten des Modern Jazz Quartet, an seinen Schlagzeug-Kollegen „Philly“ Joe Jones oder an John Coltrane. Dieses Trio-Album mit dem Bad Plus-Pianisten Ethan Iverson und dem Kontrabassisten Ben Street ist eine Hommage an den spezifischen Puls, den man mit dieser Zeit verbindet, diesen schnörkellosen swingenden und doch raffinierten geradlinigen Beat. Dabei ist das Album keineswegs eine vordergründige Trommler-Einspielung. Albert Heath konzentriert sich weitgehend auf die Rolle des Timekeepers, der die hohe Kunst zelebriert, dieser Time auch unter Verzicht auf komplexe Fills allein durch die Gestaltung des Ride Cymbal Beats oder entsprechender Besenpatterns Eigenleben und Spannung einzuhauchen. Natürlich hat er die klassischen Themenbegleit-Licks drauf und demonstriert das schon auch mal stoisch. So lässt er zu John Lewis Concorde das von Shelly Manne bekannte Klapper-Pattern zu Sonny Rollins‘ „Way Out West“ erklingen. Überhaupt besteht das Programm aus traditionellen Standards. Pianist Ethan Iverson gibt sich dabei lustvoll konziliant, setzt nicht nur bei Monks „Bye-Ya“ mönchische Akzente und verleiht außerdem seiner Verehrung auch für andere Klassiker des modernen Jazzpianos mit ziselierender Virtuosität klaren Ausdruck – das reicht bis zu einer Play-Bach-Variante von "Wachet auf, ruft uns die Stimme". In einer Zeit, da Jazzrhythmen fast obligat um ausgebufft ungerade Ecken kommen oder komplexe binäre Strukturen aufschichten, hat die radikale Rückbesinnung auf die hohe Kunst des vermeintlich so simplen geraden Swings etwas geradezu Erfrischendes. Genau dies zelebriert dieses Trio mit melodischer und harmonischer Finesse – nichts mehr, aber auch nichts weniger. Das entspricht der strengen RONDO-Bewertung von drei Punkten: richtig gut.

Thomas Fitterling, 04.07.2015


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