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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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César Franck, Antonín Dvořák

Sinfonie d-Moll, Sinfonie Nr. 9

Concertgebouw-Orchester Amsterdam, Willem Mengelberg

Teldec Legacy/Warner Classics 6 85738 30252 9
(74 Min., 12/1940, 4/1941) 1 CD

Nach Anhören dieser CD wird klar, warum so durch und durch verschiedene Komponistenpersönlichkeiten wie Gustav Mahler und Richard Strauss den Dirigenten Willem Mengelberg schätzten und warum das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester schon in früheren Zeiten zu den ersten Klangkörpern Europas gehörte.
Der ebenso legendäre wie umstrittene Mengelberg leitete als fast Siebzigjähriger eine energiegeladene, temperamentvolle und gleichzeitig formal schlüssige Interpretation von Francks d-Moll-Sinfonie, wie man sie in unseren Tagen selten findet. Das dreisätzige Werk, das unter weniger souveränen Händen leicht wie ein belgisches Brauereipferd wirken kann, entwickelt in Mengelbergs Interpretation beinahe jugendliche Qualitäten, ohne dass dadurch Francks spezifische, stets etwas schwerblütige Tonsprache verfälscht würde. Durch eine für die Zeit geradezu phänomenal durchsichtige und dynamische Aufnahmequalität lässt sich zudem verfolgen, welch reiche Detailarbeit Mengelberg dem Eigenleben des Klangs angedeihen ließ. Der Dirigent galt als Probenfanatiker, und diese Aufnahme liefert, nicht zuletzt in den wunderschön ausformulierten Bläsersoli, den Beweis für Mengelbergs produktive Orchesterarbeit.
Forsch und zupackend, mit Sinn für Dramatik präsentiert sich auch die von Mengelberg wenige Tage nach seinem siebzigsten Geburtstag eingespielte Interpretation von Dvoráks Neunter Sinfonie, wenn auch das Ergebnis nicht ganz so idiomatisch wirkt wie der Franck. Die zahlreichen Portamenti im langsamen Satz klingen heutzutage doch recht gewöhnungsbedürftig – um nicht zu sagen: kitschig –, und die Rubati im Scherzo zeugen eher von Mengelbergs Eigenwilligkeit als von einem tieferen Verständnis für das Werk.
Dennoch ist auch diese Aufnahme ein bedeutendes Dokument eines der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Es ist schon ein kleines Wunder: Für Mengelberg, der 1891 sein erstes Engagement als Dirigent erhielt, zählten beide Werke zur zeitgenössischen Musik, und auf dieser CD hören wir seine Interpretationen in mehr als anständiger Klangqualität – wenn das kein Zeitsprung ist!

Thomas Schulz, 01.09.2007


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