Unter dem skurrilen Namen „Beauty Farm“ machen sich die von Mäzen Markus Muntean für die Renaissance-Events im Kloster Mauerbach engagierten Sänger erneut auf den Weg durch illustres Repertoire aus der goldenen Zeit der Vokalpolyphonie. Und siehe da: Deutlich besser (insgesamt homogener, intonationsreiner) als schon oft zuvor auf Fra-Bernardo-Veröffentlichungen reüssieren die Vokalisten dieser Produktion nun mit wundervollen Gombert-Motetten.
Der 1495 geborene franko-flämische Kleriker und Musiker Gombert hatte zunächst Erfolg in Spanien am Hofe Karls V., fiel dann aber in Ungnade, weil er sich an einem Knaben vergangen haben soll. Die anschließende Zeit auf einer Galeere (sicher alles andere als eine „Beauty Farm“) soll er ebenfalls – wohl eher im Nebenamt – zum Komponieren genutzt haben.
Hört man die Motetten mit diesem biografischen Wissen im Hinterkopf, so berühren einen die dunklen Farben des reinen Männerklangs, hier verursacht vor allem durch die profunde, sehr tragfähige Bassstimme von Joachim Höchbauer, ganz besonders. Auch die häufig um Buße, Schuld und Erbarmensbitte kreisende Thematik der Stücke, die Gombert in eine faszinierend füllige, dichte, gelegentlich staunenswert dissonante Klanglichkeit zu tauchen verstand, bewegt das Gemüt. Dennoch ist eine vollkommene Versenkung nicht möglich: Immer wieder trüben doch kleine interpretatorische Zwischenfälle, vor allem auf der Ebene der Intonation, den Genuss. Und so bleibt dieses bemerkenswerte Engagement für die Alte Musik auch in der vorliegenden Produktion letztendlich wieder ein wenig auf der Strecke: Mit noch mehr tonmeisterlicher Sorgfalt und editorischer Konsequenz könnten noch weit bessere Ergebnisse erzielt werden.
Michael Wersin, 18.07.2015
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