Als er vor mehr als dreißig Jahren seine Platten für das Label GRP einspielte, war der Gitarrist Lee Ritenour einer der führenden Vertreter der spöttisch als „Fahrstuhlmusik“ bezeichneten, eingängigen Variante der Jazzrock-Latin-Fusion. Deren Klangdesign hatte die mittleren Frequenzbereiche ausgespart und dadurch ermöglicht, dass sich die Hörer mit ihrer näheren Umgebung unterhalten konnten. Andererseits möblierte diese technisch ausgereifte Musik den Raum mit angenehmen, die Stille übertünchenden Klängen: Meilensteine der funktionalen, bestens in Kaufhäusern und Restaurants einsetzbaren Musik. Inzwischen ist Ritenours Musik weniger auf diese Art der kommerziellen Verwertung angelegt und auch in den Mittellagen präsent. Geblieben ist sein Faible für ohrschmeichlerische Melodien und eine druckvolle, in den Tiefen voluminöse Abmischung. Begleiten lässt er sich von vielen alten Partnern, darunter dem Schlagzeuger Dave Weckl, dem Percussionisten Paulhino da Costa, dem Ex-GRP-Produzenten und Keyboarder Dave Grusin und dem Saxofonisten Ernie Watts. Sie verstehen sich nach wie vor darauf, mit hohem musikalischem Können so zu musizieren, dass alles ganz schlicht, einfach und vertraut wirkt. Das macht auch Lee Ritenours „Twist Of Rit“ zum entspannenden akustischen Schaumbad.

Werner Stiefele, 01.08.2015

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