BPHR 150061
(550 Min., 2003 - 2006) 8 CDs + 1 Bluray Audio CDs
„Gut Ding will Weile haben“, weiß der Volksmund. Und so hat man durchaus einige der jetzt erstmals veröffentlichten Aufnahmen über zehn Jahre im Archiv ruhen lassen, bis sie ihre Veröffentlichungsreife erreicht haben. Dabei muss schon 2003 den beteiligten Musikern wie auch dem anwesenden Publikum in der Berliner Philharmonie klar gewesen sein, dass sich hier ein spektakulärer Schubert-Zyklus anbahnt, der nach Beendigung eigentlich sofort auf den Markt geworfen werden sollte. Doch die Berliner Philharmoniker haben sich Zeit gelassen. Und so ist dieses dicke, querformatige CD-Paket erst jetzt auf dem Orchester-eigenen Label „Berliner Philharmoniker Recordings“ erschienen. In dieser bis hin zum ausführlich aufgemachten Booklet ansprechend gestylten Schatulle sind acht CDs voller Schubert-Glück untergebracht (alternativ liegt noch eine Bluray mit sowohl der gesamten Musik in Stereo und DTS-5.0 –Surroundklang, als auch zusätzlichen Filminterviews bei). Neben den acht Sinfonien und den Messen Nr. 5 & 6 hat Nikolaus Harnoncourt zusammen mit den Hauptstadt-Philharmonikern bis 2006 live auch Schuberts kaum bekannte Ritteroper „Alfonso und Estrella“ aufgeführt. Und bis in die exzellente Aufnahme- und Klangqualität hinein kann kein Staubkorn die Wiederbegegnung und Neuentdeckung mit einem Komponisten schmälern, der zumindest bis zu diesen hier vorgelegten Orchestersegmenten nur als Schöpfer der „Unvollendeten“, der großen C-Dur-Sinfonie und vielleicht noch der Fünften wahrgenommen wird.
Ab CD 1, die mit dem 16-jährigen Sinfonie-Debütanten beginnt, lässt Harnoncourt aber keinerlei Zweifel aufkommen, dass man selbst den Teenager Schubert bloß nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Und zur Begründung setzt der erfahrene Schubert-Haudegen Harnoncourt nicht etwa auf harsche Effekte, mit denen er sich einmal mehr als Vorreiter der historisch informierten Schubert-Interpretation beweisen will. Nein – bei ihm dürfen die Berliner Philharmoniker bei aller Transparenz und farblichen Differenzierung nicht das Singen vergessen. Und wie federleicht man sich durch die Rossiniade, durch den Finalsatz der Dritten bewegt, gehört zu den unendlich vielen Argumenten, sich speziell auf diese Schubert-Abenteuerreise einzulassen. Schließlich lassen auch die Vokalwerke dank der Beteiligung solcher Granden wie Dorothea Röschmann, Bernarda Fink, Jonas Kaufmann und Christian Gerhaher nur einen Schluss zu: Man sollte unbedingt wieder mehr den Opern- und Kirchenmusikkomponisten Schubert hören!
Guido Fischer, 15.08.2015
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G.Fischer: Schubert.B-Phil.Harnoncourt
Verehrte Rondo-Redaktion!
Nichts gegen die B-Phil Eigenvermarktung, neben den Majors der Branche selbst Eigenproduktionenen anzubieten. Wer dem Publikum allerdings suggerieren will, hier nunmehr erstmals ein komplettes Schubert Glück zu kaufen, der redet wohlwollenden Unsinn.
Längst, vor allem seit Wand, Abbado und eben Harnoncourt aus Amsterdam sind alle Sinfonien Schuberts hoch gepriesen bekannt und auf dem Markt!
Auch wenn sie sich nurnicht gegen die Popularität der letzten behaupten können, stehen die Sinfonien nos. 3-6 öfter auch auf Konzertprogrammen.
Mir ist auch unbegreiflich, wie eine alte Aufnahme in den Archiven 'gereift' sein soll, so wie ein guter Jahrgangswein nach zehn Jahren?
Inzwischen führen viele Wege zu Schubert, dieser ist gewiss nicht der einzig seeligmachende.
gemihaus, Berlin