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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Meridian Suite

Antonio Sanchez, Migration

Camjazz/harmonia mundi CAMJ 7890-2
(56 Min., 12/2014)

Was wäre, wenn die musikalische Intelligenz von Chick Coreas „Elektric Band“ sowie dessen Band „Re-turn To Forever“, der Rockband Pink Floyd, Miles Davis´ Trance-Jazz aus der „Bitches-Brew“-Ära, Tony Williams´ „Lifetime“ und John McLaughlins „Mahavishnu Orchestra“ zusammenkäme? Nun, dann wäre man in der Nähe der „Meridian Suite“ von Antonio Sanchez & Migration angekommen. Was nicht heißt, dass der New Yorker ein Super-Plagiat eingespielt hätte. Im Gegenteil: Das fünfteilige Werk ist ein höchst eigenständiges Produkt, in dem Rock, Jazz und eine quasi-sinfonische Denkweise jenseits von Songstrukturen zusammenkommen.
Er wollte kein gewöhnliches Album aus hintereinander gereihten Nummern einspielen, schreibt Sanchez im Booklet. Stattdessen plante der Schlagzeuger einen großen Bogen aus fünf Segmenten. Dies gelang. Ein wesentliches verbindendes Element ist Sanchez´ Schlagzeug. Der an der Seite der Weltstars Pat Me-theny, Michael Brecker, Chick Corea und Gary Burton gereifte Mittvierziger knüpft ein polyrhythmisches Geflecht, dessen Figuren sich gleichzeitig an den Zählzeiten der Takte reiben, die Band antreiben und deren rhythmische Figuren sowohl aufreißen als auch unterstützen.
Durch Matt Brewers Einstellungen von Kontra- und Elektrobass entsteht ein dunkler, fast schwermüti-ger, in jedem Fall fülliger Grundklang, und der Gitarrist Adam Rogers, Seamus Blake an Tenorsaxofon und Electronic Wind Instrument sowie John Escreet an Fender Rhodes und Flügel verweilen eher in mitt-leren als in hohen Spitzenlagen. Einzig die oft instrumental eingesetzte Stimme von Thana Alexa geht in höhere Bereiche.
In einem kontinuierlichen Fluss entwickelt die Band ihre Motive, treibt sie auf den Höhepunkt, nimmt sie in leisen, reduzierten Passagen zurück, löst sie ab, lässt sie wiederkehren, kokettiert mit der Wiederkehr des Bekannten und dem Abdriften ins Neue, Fremde. Dabei gehen die fünf Teile der Suite fast organisch ineinander über. Da ein Meridian einmal um die Weltkugel an dieselbe Stelle zurückführt, endet auch die „Meridian Suite“ mit einer Klavierpassage, an die sich das Anfangsmotiv des ersten Stücks nahtlos an-schließen könnte.

Werner Stiefele, 22.08.2015


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