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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Modest Mussorgski, Maurice Ravel, Igor Strawinski

Kaleidoscope (Bilder einer Ausstellung, La valse, Drei Sätze aus Petruschka)

Khatia Buniatishvili

Sony Classical 88875170032
(61 Min., 8/2015)

Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ zählen zu den absoluten Showstücken im großen Klavierzirkus. Spätestens wenn man das „Große Tor von Kiew“ erreicht hat, fallen selbst bei den nachdenklichsten Interpreten alle intellektuellen Schranken. Mit klavierorchestralem Fortissimo-Bombast kann man dann richtig aufdrehen. In ihrer Studioaufnahme lässt sich auch Khatia Buniatishvili nicht lumpen und zeigt, mit was für einer Power sie dem extrem stramm eingestellten, muskulös klingenden Flügel beizukommen versteht. Trotzdem geht es hier nicht um den billigen Effekt. Wenn die Georgierin sich derart ins Hymnische steigert, als würde es sich hierbei um einen Bachschen Choral aus der Arrangement-Feder Busonis handeln, schwingt darin die Erlösung von allen irdischen Leiden mit, denen man im Laufe dieses pianistischen Stationen-Dramas begegnet ist. Auf dem Ochsenkarren „Bydlo“ fuhr die ganze Tragik dieser Welt mit und in ein ungewisses Nichts. Das Treffen zwischen Samuel Goldenberg und Schmuyle war ein einziges Lamento. Beklemmend trostlos und tiefschwarz gaben sich die „Katakomben“. Und zu unerschütterlich wehmütig-sanften Klängen wandelte Khatia Buniatishvili so durch das „Alte Schloss“, wie man es bisher kaum wahrgenommen hat. Diese „Bilder einer Ausstellung“ sind tatsächlich eine Überraschung, weil Khatia Buniatishvili eben stets neue Blickwinkel auf und in ein mächtig geschundenes Klavierwerk bietet und dabei eine enorme Spannung aufbaut, die sich zwangsläufig im Finale entladen muss.
Großes vollführt Buniatishvili aber auch danach. In Ravels „La valse“ beherrscht sie perfekt die Balance zwischen atmosphärisch überschäumender Narkotik und sagenhaft treffsicherer Virtuosität. Und bei den „Drei Sätzen aus Petruschka“ von Igor Strawinski brilliert sie mit einer schier unendlichen Klangfarbenpalette – und lässt nebenbei schon mal die Hände wie Dampfhämmer auf die Tastatur runtersausen. Einfach irrsinnig gut.

Guido Fischer, 06.02.2016


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