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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Flötenkonzert Nr. 1 G-Dur KV 313 (285c), Serenade Nr. 10 B-Dur KV 361 (370a) "Gran Partita"

Jean-Pierre Rampal, Berliner Philharmoniker, Zubin Mehta

Music For You/Sony 89952
(74 Min., 10/1988) 1 CD

"Es begann ziemlich simpel, nur ein Pulsieren in den tiefsten Registern - Fagott und Bassetthörner - wie eine rostige Quetschkommode. ... Und dann erklang plötzlich ein einzelner Oboenton. Er blieb unerschütterlich stehen - drang in mich ein - bis ihn der Atem nicht mehr halten konnte und eine Klarinette ihn sachte aus mir zurückzog und ihn in einer Phrase von solchem Entzücken besänftigte, dass ich erbebte."
Also sprach Antonio Salieri - aber nicht in Wirklichkeit, sondern im Film "Amadeus", und der neidische Mittelmaß-Musiker gibt damit seiner Bewunderung für den (im Film) leicht debilen Kollegen Mozart Ausdruck. Der Ausspruch hat ein recht unbekanntes Werk Mozarts in den Mittelpunkt gerückt: Die Serenade B-Dur, die Mozart vielleicht (Genaues weiß man nicht) als Festmusik für seine eigene Hochzeit komponierte.
Was Salieri wohl von der Interpretation der Bläser der Berliner Philharmoniker gehalten hätte? Der Vergleich mit einer Quetschkommode wäre ihm sicher im Halse stecken geblieben, so warm und farbig gelingt die Harmoniemusik in deren Aufnahme aus dem Jahre 1988. Sicher: Ecken und Kanten verschwimmen ein wenig in der prächtigen Süße; in den schnellen Sätzen erscheint der rhythmische Fortgang etwas zäh, dafür gelingt das Adagio - mein Lieblingssatz und Anlass für den Ausruf des Film-Salieris - geradezu hypnotisch.
Auf jeden Fall ist die Einspielung ein Beweis dafür, dass Mozart ein großer Bläserkomponist war - wenn er auch, wie es in einer kurzen Briefstelle heißt, angeblich die Flöte nicht leiden konnte. Man sollte dieses immer wieder zitierte Textfetzchen nicht überbewerten. Wer hat nicht in dem ein oder anderen Brief über dies oder jenes geflucht und es gar nicht für die Ewigkeit gemeint?
Jean-Pierre Rampal jedenfalls präsentiert das G-Dur-Flötenkonzert frisch, verspielt und, vor allem im Schlusssatz besonders angemessen, neckisch; die Orchesterstreicher, die 1988 von den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis noch völlig unbeleckt waren, setzten jeder langen Note ein Vibratolichtlein auf und machen Mozart damit etwas zu sehr zu einem Sonntagskomponisten.

Oliver Buslau, 01.09.2007


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