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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Don Giovanni

Rodney Gilfry, Cecilia Bartoli, László Polgár u.a., Orchester der Oper Zürich, Nikolaus Harnoncourt

Arthaus/Naxos 100 328
(187 Min., 2001) 2 DVDs, Dolby digital, PCM-Stereo; PAL 16:9

Bei der Premiere von Jürgen Flimms Zürcher "Don-Giovanni"-Inszenierung drohte Cecilia Bartoli alias Donna Elvira dem gewissenlosen Galan noch mit ihren Krücken. Doch auch ohne gebrochenes Bein nimmt man ihr den Furor des gebrochenen Herzens auf der DVD-Dokumentation der Produktion ab - und glaubt ihr also, wenn sie Don Giovanni androht, ihm das Herz aus dem Leibe zu reißen: So viel Präsenz, so viel Kontrolle und Kraft sowohl in der Darstellung als auch im rein stimmlichen Nachvollzug ihrer Partie hat diese Sängerin. Wenn sie da ist, dann ist die Bühne voll.
Ihre geradezu post-barocken Rachearien, die Nikolaus Harnoncourt am Pult des Zürcher Opernorchesters mit ungemein temperamentvollem und durchsichtigem Instrumentalspiel stützen lässt, quellen fast über vor Energie; ihr Kummer und ihre Wut sind herzzerreißend. Allein der Bartoli wegen ist diese Aufnahme ein hinreißendes Erlebnis.
Flimms Regiearbeit, die zunächst recht konventionell anmutet, gewinnt in dem Maße, in dem man entdeckt, wie detailliert seine Personenführung ist. Kaum je kommt die ständig auf Großporträts der Singenden erpichte Kamera Gesichtszügen oder Gesten auf die Spur, die nur plakativ sind und die mit dem Inhalt des Geschehens und des Gesagten nicht verbunden sind.
Tatsächlich ist Cecilia Bartoli nicht die einzige gute Schauspielerin unter den beteiligten Sängern. So wäre ich etwa Rodney Gilfry in der Titelrolle gewiss selbst auch auf den Leim gegangen: so zärtlich und so galant drängt er seine weibliche Umgebung in die Horizontale. Sängerisch indes kann ihm László Polgár als Leporello mehr als nur das Wasser reichen. Probleme hat Isabel Rey (Donna Anna) in der Höhe; mit Liliana Nikiteanu ist die Rolle der Zerlina für meinen Geschmack etwas zu schwer besetzt. Roberto Saccà macht, zumal mit seinem wunderschön leicht geführten Tenor, das Beste aus der blassen Partie des Don Ottavio, Oliver Widmer singt einen temperamentvollen Masetto.
Und hätte der Regisseur den Commendatore etwas stärker im Bereich dessen belassen, was für Harry Potter der schwarze Magier Voldemort ist, dann hätten sowohl die feurige Höllenfahrt Don Giovannis als auch Matti Salminens viel erprobter Umgang mit der Rolle zwingender gewirkt.

Susanne Benda, 01.09.2007


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