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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Guillaume Dufay

Die vier Tenor-Messen

Cut Circle, Jesse Rodin

Musique en Wallonie/Note 1 MEW 1577
(137 Min., 1 & 8/2014) 2 CDs

Sämtliche Tenor-Messen Guillaume Dufays – also die Messen, in denen eine „Fremdmelodie“ die präexistente Achse des Tonsatzes ist – in einer Zwei-CD-Box: Das ist eine großartige Idee, zumal für immerhin zwei der Messen zusätzlich die präexistente Vorlage als sinnvolle Ergänzung mitangeboten wird. Darüber freuen wir uns besonders im Blick auf die Chanson „Se la face ay pale“, die bisher nur auf einer längst vergriffenen CD-Version des Ensembles „Chiaroscuro“ der Messe beigestellt war – dort aber in einer Interpretation, die aufgrund ihrer Intonationsunreinheit kaum genießbar ist. Und im Falle der „Missa Ave regina celorum“ wird in der vorliegenden Produktion sogar nicht nur die gregorianische Antiphon selbst, sondern zusätzlich eine eigenwillige motettische Bearbeitung dieser Antiphon (mit auf Dufay selbst bezogenem Texteinschub) mitgeliefert. Fragt sich nur, warum der Hörer bei den beiden anderen Messen dieser Sammlung auf die Tenor-Vorlagen verzichten muss.
Sehr erfreulich ist indes die interpretatorische Qualität: Jesse Rodin hat eine Gruppe aus hervorragenden, mit dieser Art von Musik offenbar sehr erfahrenen Sängern um sich geschart. Im Diskant sind Frauen zu hörend, was zwar unhistorisch, aber freilich sehr ansprechend ist. Das Ensemble bietet eine ebenso klangschöne und klangvolle wie auch durchsichtige und strukturell klare Umsetzung. Zwar sind die Cantus firmi, um die es bei dieser Sammlung ja geht, bei einer rein vokalen Besetzung nicht so gut herauszuhören wie beispielsweise in der kürzlich erschienenen vokal-instrumentalen Interpretation von „Se la face“ durch „Cantica Symphonia“ (Glossa) – aber inwieweit eine solche Besetzung historisch ist, bleibt ja trotz interessantem Klangergebnis fraglich.
Ein Kritikpunkt sei aber dennoch angefügt: Wer sich anhand des Beihefttextes über die Hintergründe der Musik informieren will, sollte gut Englisch können. Zumindest die deutsche Übersetzung ist fachsprachlich so fehlerhaft, dass das vom englischsprachigen Autor Gemeinte oft gar nicht verstanden werden kann. Schade, dass bei einer so sorgfältigen Produktion wie dieser so ein Missgeschick passieren kann.

Michael Wersin, 23.04.2016


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