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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Antonio Bertali, Claudio Monteverdi, Salomone Rossi u.a.

La Maddalena

Nicolas Achten, Scherzi Musicali

Ricercar/Note 1 RIC367
(67 Min., 2/2015)

Wenn man ein aufregend neues Kapitel im Bereich der Alten Musik kennenlernen will, dann muss man eigentlich nur zu einer Aufnahme des belgischen Ensembles Scherzi Musicali greifen. Unter der Leitung seines Gründers Nicolas Achten haben sich die Sänger und Instrumentalisten in den nunmehr genau zehn Jahren ihres Zusammenwirkens zu wahren „Trüffelschweinen“ entwickelt, die wie selbstverständlich Abgelegtes aufspüren und sofort mit allerbestem aufführungspraktischen Sachverstand einverleiben. Genau das ist diesem Team jetzt erneut gelungen. Im Mittelpunkt der beiden Vokalprojekte steht die im 17. Jahrhundert in zahlreichen Kompositionen verewigte Jüngerin Maria Magdalena. Den ersten Teil der Einspielung nimmt die Weltpremiere einer Art Schauspielmusik ein, für die 1617 neben Salomone Rossi, Alessandro Ghivizzani und dem Gesualdo-Schüler Muzio Efrem auch Claudio Monteverdi gewonnen werden konnte. 1617 fand in Mantua dieser von Giovan Battista Andreini zu Ehren Maria Magdalenas konzipierte Theaterabend statt, bei dem eben nicht nur Monteverdis stolze wie aufwühlende Tonsprache zu erleben war, die an seinen „Orfeo“ erinnert. Auch das Volkstümliche als Klangspiegelbild von Magdalenas Herkunft kommt beschwingt zu seinem Recht. Und zusammen mit hüpfenden Saiteninstrumenten und Blockflöten trumpft das Sängerteam hier genauso auf wie im eigentlichen Hauptwerk, das vom Veroneser Antonio Bertali stammt.
„La Maddalena“ heißt dieses musikalische Porträt, mit dem Nicolas Achten zugleich die spezielle Oratorium-Variante „Sepolcro“ in Erinnerung ruft. Dahinter verbarg sich eine Art szenische Grabesmusik, die in der Karwoche aufgeführt wurde. Und im Fall von Bertalis „La Maddalena“ fand die Aufführung 1663 in der Privatkapelle der Wiener Kaiserin Eleonora statt. Bertali war in Wien ab 1649 Hofkapellemeister und beeinflusste zudem mit seinen Geigenkünsten nachhaltig die österreichische Violinschule. Auch mit einem halben Dutzend Gamben tauchte Bertali nun die auf mehrere Sänger verteilte musikalische Erzählung in ein dramatisch halbdunkles Klangbild ein, dessen Haltung an die großen Opern nicht zuletzt eines Cavalli erinnert. Als geradezu fesselnd und ungemein bewegend erweisen sich da die Szenen der Klage und der Trauer. Zumal das Sängerensemble die ideale Balance aus erschütterndem Schmerz und trostspendender Schönheit findet. Großes Klangschauspiel ist das.

Guido Fischer, 23.04.2016


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