cpo/cpo 777 780-2
(60 Min., 8/2012 & 3/2015)
Für einen Namenlosen setzten sich Ludger Rémy und die Amis de Philippe mit dieser Aufnahme ein – doch brauchen sie auf ein Gütesiegel dabei nicht zu verzichten: Die sechs Concerti für Traversflöte, Violine, Violoncello und Basso continuo, um die es geht, stammen nämlich aus dem legendären „Schranck II“, in dem die Dresdner Hofkapelle einen Teil ihrer musikalischen Schätze verwahrte. Obwohl dies eigentlich schon einen musikalischen Mindeststandard hinreichend begründet, hat es Spekulationen gegeben, ob die Stücke ein italienisierendes Pendant zu Georg Philipp Telemanns Pariser Quartetten darstellen könnten. Die Argumente, die dafür sprechen, sind jedoch dürftig, und der Duktus ist für Telemann trotz einzelner Fugensätze doch ein wenig zu galant. So bleibt ein namenloses Vergnügen an gefällig-unterhaltsamen Stücken in oft synkopischem Swing, bei denen die Flöte leicht dominiert und sich das Violoncello stellenweise mit solistischen Passagen vom Basso continuo löst. Apart ist die Idee, die Cellopartie in zwei Concerti von einem Schultercello ausführen zu lassen, das einst erste Wahl für solistische Celloaufgaben war und das eine leicht bratschige Klangfarbe in den Satz bringt. Für historisch informierte Kreativität steht auch die Entscheidung, die Folge der Concerti durch eine Bearbeitung „à la Dresden“ aufzulockern, womit eine prickelnde Einrichtung für 2 Cembali gemeint ist, wie sie sich vielfach von beliebten Stücken in den musikalischen Beständen des Hofes findet. Interpretatorisch besticht die Aufnahme durch das intime und zugleich galant-frische Zusammenspiel, wobei das Violoncello da spalla und die in der Höhe bisweilen etwas zu scharf klingende Violine an virtuoser Brillanz nur ein klein wenig hinter Flöte und Cembali zurückstehen.
Carsten Niemann, 14.05.2016
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