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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Double Quartet

Henning Sieverts

Pirouet/NRW PIT3092
(71 Min., 4/2014)

Das neueste Album des Münchner Bassisten und Cellisten Henning Sieverts präsentiert sich mit einem Titel wie Donnerhall; war Double Quartet doch die Bezeichnung für das Ensemble, mit dem einst Ornette Coleman das epochale und Genre definierende Album „Free Jazz“ einspielte. Doch Sieverts Hervorbringung ist weit entfernt von dem, was man sich unter free music vorstellt. Es geht vielmehr um strenge tonale Organisation auf der Basis von einer Messe, die im schwäbisch-bayerischen Kloster Irsee 1614 entstanden ist, wie die Presseinformation zur CD gründlich ausführt. Sieverts habe einen Cantus Firmus und einen Hexachord, eine symmetrische Sechstonskala mit einem Halbtonschritt genau in der Mitte, als Leitmotive für die Kompositionen zu dieser CD ausgewählt, wobei der Hexachord Sieverts Vorliebe für symmetrische Organisation unterstreiche. Von diesen Informationen erfährt der CD-Käufer auf oder im Cover nichts, es sei denn er kann hinter den rätselhaften Titeln der 15 Tracks, wie Hexa Circle, Hexa Twelve – dies eine Anspielung auf eine Zwöftonerweiterung – oder Cantus Seven eine kompositorische Methodik erahnen. Das Vorenthalten der Information dürfte ihn allerdings vor einem reflexhaften analytischen Hören bewahren, dem über die verkopfte Verfolgung der Konstruktionsprinzipien die durchaus gegebene emotionale diskursive Kraft der 15 Kompositionen zu entgehen droht. Feinsinnig ist das Double Quartet besetzt, das übrigens als solches nur selten auftritt, vielmehr kommen vier Zwillingsinstrumentenpaare, zwei Quartette und nur gelegentlich das Gesamtoktett zu Gehör. Nur bei den Schlagzeugern John Hollenbeck und Jochen Rueckert gibt es echte Doubletten, sonst ist Komplemetärkontrast Programm: Bei den Saxofonisten ergänzt sich Loren Stillman am Alt und Sopran mit Silvain Rifflet an Tenor und Klarinette; bei den Harmonieinstrumenten ist es der Pianist Florian Weber mit dem Vibrafonisten Pascal Schumacher, und im Bassfach des Leaders ist sein Gegenspieler der Tubist François Thuillier. Höchst abwechslungsreich kommt diese Musik daher als intellektuelles Vergnügen, an dem ein gewitzter Bauch durchaus teilhat.

Thomas Fitterling, 11.06.2016


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