Sie kamen ins Studio, sie spielten und sie gingen. Ein Tag genügte dem Trio des Pianisten Steve Kuhn für ein bezauberndes, altmodisches, swingendes Album. Hier gibt es keine Einflüsse von Rock oder HipHop, sondern von Swing, Samba und Walzer – obwohl Steve Swallow seinen Elektrobass mit einem leisen Anflug von Ironie „das Rock ’n’ Roll-Instrument“ nennt. Der 75-Jährige spielt ihn aber so weich, melodiös und fließend, wie es nur wenigen Kontrabassisten gelingt. Kuhn, drei Jahre älter als Swallow, tupft die Tasten des Flügels so feinfühlig, dass sich die Klangcharakteristik der Töne permanent verändert. Die Eleganz seines Spiels überdeckt völlig, wie er Melodie und Begleitung vermengt, wie die Führung zwischen linker und rechter Hand hin und her pendelt, wie sich kontrastierende Linien vermengen: allerfeinste Pianokunst. Ähnlich differenziert arbeitet der Junior der Band, der 60-jährige Schlagzeuger Joey Baron, mit Sticks und Besen; auch er setzt wunderbare Kontraste, gibt Kommentare ab, folgt den Partnern und widerspricht ihnen gleichzeitig. Mit „All The Rest Is The Same“ und dem unbegleiteten Klaviersolo „The Feeling Within“ enthält die Scheibe zwei Kuhn-Originals. Der Rest sind Standards wie „My Shining Hour“ von Harold Arlen und seltener gespielte Nummern wie Quincy Jones‘ „The Pawnbroker“, Leonard Bernsteins „Lonely Town“ oder Gil Fullers „I Waited For You“. Neun Titel haben die drei eingespielt – im Grunde eine von tiefem Verständnis geprägte Session, wie sie auch auf einer Bühne hätte geschehen können. Sie erfinden nichts Neues, sie müssen die Welt der Trios nicht mehr verändern. Sie machen einfach, was sie können: virtuose Musik voll Herz und Seele.

Werner Stiefele, 18.06.2016

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