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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Helsinki Soundpost

Martti Vesala Quintet

Ozella/Galileo OZ065CD
(50 Min., 9/2014)

Die Spezialität der deutschen Plattenfirma Ozella Music ist der Jazz aus dem hohen Norden. Nach dem Saxofonisten und Ziegenhornbläser Karl Seglem, dem Pianisten Helge Lien, dem Bassisten Jens Fossum und vielen weiteren Künstlern präsentiert das Label nun seinen nächsten nordischen Fund: Mit „Helsinki Soundpost“ legt der 1981 geborene finnische Trompeter Martti Vesala auf Ozella sein Debütalbum vor.
Doch der Plattentitel und die Namen der Stücke, die den ersten Schnee oder die Schnitzkunst in der finnischen Hauptstadt besingen, täuschen. Vesala und sein Quintett (Petri Puolitaival: Tenorsaxofon/Flöte, Joonas Haavisto: Piano, Juho Kivivuori: Bass, Ville Pynssi: Drums) tauchen keinesfalls in verträumte skandinavische Soundwelten ein, sondern bewegen sich geradlinig und selbstbewusst in den Traditionszusammenhängen des amerikanischen Jazz der 1960er Jahre.
„Helsinki Soundpost“ liefert weitestgehend lupenreinen Hardbop mit klug gesetzten Bläserthemen, in denen sich Trompete, Saxofon und zuweilen Flöte aneinander reiben, das Klavier vom harmonischen Erfindungsreichtum eines Bill Evans zehrt, der Bass walkt oder coole Ostinati ausbreitet und das Schlagzeug mit kleinen Perkussions-Extras versehen swingt. Wenn es überhaupt ethnische Zusatzelemente gibt, dann stammen sie nicht aus Finnland, sondern eher aus Afrika (wie etwa in „Yamal“).
Die Paten von Vesalas Musik sind hörbar allesamt keine nordischen Schamanen, sondern ihre nordamerikanischen Pendants. Im Kompositorischen ist es Wayne Shorters Einfluss, der zu vernehmen ist, bei den afrikanischen Grooves und den Schlenkern in avantgardistische Freiräume lässt Don Cherry grüßen. Und wenn Vesala mit eleganter Autorität soliert, fühlt man sich an Tom Harrell erinnert.
Wenn man dem Trompeter und Flügelhornisten bei seinem soliden Erstling überhaupt einen Vorwurf machen will, dann den, dass sein Bläserkollege Petri Puolitaival zu selten Gelegenheit für seine seelenvoll-rauen Soli bekommt. Der enorm schwarz klingende Saxofonist hätte möglicherweise das Zeug dazu, die nächste Entdeckung aus dem hohen Norden zu werden.

Josef Engels, 05.11.2016


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