Wie war das doch in den 1950ern? Da drückten die Bebopper aufs Tempo und vollführten große Sprünge, während die Coolen auf eine fein ziselierte Linienführung achteten, sanft swingten und die Melodien der einzelnen Instrumente sorgsam ineinander verwoben. So entspricht es zumindest der reinen Lehre von den Stilen – auch wenn die Praxis der einzelnen Musiker nie diesem theoretischen Konstrukt entsprach, da jeder seine eigene Persönlichkeit einbrachte. 65 Jahre später musizieren nun der Tenorsaxofonist Till Martin, der Pianist Christian Elsässer und der Kontrabassist Henning Sieverts in genau jenem coolen Idiom von damals weiter. Auf einen Schlagzeuger haben sie verzichtet – sie weben ihr feines Tongespinst auch ohne. Zehn Eigenkompositionen des Bandleaders stehen auf dem Programm, jede von einem aussagekräftigen Thema und einem in tiefer innerer Harmonie gründenden Ensemblegeist geprägt. Till Martins Ton entspricht der Grundhaltung des Ensembles. Unaufdringlich bläst er, dabei immens schattierungsreich und mit der seltenen Fähigkeit, verschlungene Linien als weit gespannte Melodien anzulegen. Dieser Coolness entsprechend, legen auch Henning Sieverts und Christian Elsässer ihre Beiträge als fein abgewogene Mischung aus begleitenden Akzenten und eigenständiger Melodieführung an. Transparent wirken die Stücke dadurch, zumal sie die Tontechniker des Bayerischen Rundfunks mit der nötigen Sensibilität sehr detailreich und mit einer sorgsam eingeregelten Balance der Instrumente aufgezeichnet haben. Bei so viel Coolness wird einem warm ums Herz.
Werner Stiefele, 18.03.2017
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