Für sein Konzept geplanter, "disziplinierter" Improvisation favorisiert der französische Schlagzeuger Christophe Marguet kleine Formationen, weil sie zum Zuhören zwingen und den Ideenfluß beschleunigen. Der Debütaufnahme seines Trios stand Steve Swallow als künstlerischer Leiter Pate, und der lobte im Beiheft die unverkrampfte Gelassenheit, mit der die Musiker an ihre Sache herangingen.
Aber man hört es auch ohne diesen Hinweis: Die dreijährige Zusammenarbeit mit dem Altsaxofonisten und Klarinettisten Sébastian Texier, dem Sohn Henri Texiers, und dem Bassisten Olivier Sens hat hervorragend ausbalancierten Ensembleklang hervorgebracht, der die fragile Dialektik von Planung und Freiheit perfekt intoniert und dabei viel Raum zum musikalischen Nachdenken läßt - ganz unprätentiös, sparsam und überlegt im Einsatz der Stilmittel. Das Trio zelebriert musikalische Freiheit in ihrer schönsten Ausprägung.
Zunächst überrascht die Klangvielfalt, die die Musiker aus dem Trioformat hervorzuzaubern verstehen, wenn auch nicht ganz ohne die Hilfe des Playback-Verfahrens. Die liedhaften Themen von fast folkloristischer Einfachheit stammen sämtlich aus der Feder des Bandleaders und können ihre Ursprünge in französischen Traditionen nicht verleugnen. Und die freien, melodischen, organisch aus den Themen herausentwickelten Improvisationen leben von der Spannung zwischen dem druckvoll forcierenden Drive des Schlagzeugers und dem ruhigen Beharrungsvermögen Texiers. Der Altsaxofonist erweitert den kühlen Lyrismus eines Paul Desmond um die Überblastechniken und Spaltklänge des Free Jazz, aber alles zu seiner Zeit und am richtigen Ort.
Der Titel der CD ist nicht ganz ohne programmatischen Hintersinn, und "La Marche du poéte", "Recuellement" und "Petite danse" gehen bruchlos, ohne Themenreprise ineinander über, quasi als programmatische Suite, die die "Widerstandskraft des Poetischen", die autonome Nischenexistenz der Kunst beschwören. Sie erweist sich als stärkstes Motiv dieser Musik, die weder Zugeständnisse an die Bedingungen des Marktes noch an musikalische Dogmen macht. Musik als Berufung, daher auch die Ernsthaftigkeit, das emotionale Engagement, auch die Inbrunst des Spiels. Welches Forum könnte hierfür besser geeignet sein als das kleine, aber feine Label Bleu in Amiens?
Benno Bartsch, Frankfurt
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