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N° 1353
13. - 24.04.2024

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am 20.04.2024



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Zugabe

Von der Hinterbühne berichtet Robert Fraunholzer.

Tenor José Carreras (64) und seine Frau, die ehemalige Stewardess Jutta Jäger (51), haben sich scheiden lassen. Der Grund könnte Medienberichten zufolge in einer Affäre von Carreras mit der spanischstämmigen Sopranistin Sylvia Schwartz bestehen. Mit ihr gemeinsam stand Carreras im Oktober auch in dem Programm »Liebe und Leidenschaft« in Wien auf der Bühne.
In der Stiftung des Dirigenten Valery Gergiev sind 8 Millionen Dollar verschwunden. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Die Gergiev-Stiftung organisiert und finanziert unter anderem die Tourneen des St. Petersburger Mariinsky Theaters und des Moskauer Osterfestivals.
Neben dem wegen seines schwachen Herzens schonungsbedürftigen Mariss Jansons gibt es neuerdings noch einen zweiten Dirigenten, der mit Herzproblemen zu kämpfen hat. Riccardo Chailly (geb. 1953), Chef beim Gewandhausorchester Leipzig, muss für zwei Monate aussetzen und hat daher Auftritte beim BR-Sinfonieorchester und in Boston abgesagt. Letzteres ist möglicherweise folgenschwer, da er beim Boston Symphony Orchestra als möglicher Nachfolger von James Levine gehandelt wurde. (Levine hat seinen Posten gleichfalls aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben.) Heißester Favorit – und so schließt sich unser Kreis – ist für Boston jetzt der Mariss Jansons-Schüler Andris Nelsons (33). Falls Nelsons nach Boston ginge, würde dies erstmals seit Jahrzehnten dort einen echten Generationswechsel bedeuten. Ob es so kommen wird? Nelsons sucht derzeit, wie man hört, eine Wohnung in Berlin.
Nach einer Fußoperation wegen eines Ganglions (»Überbeins«) hat Anna Netrebko eine rasche Rückkehr zur Bühne in Angriff genommen. In einem Benefiz zugunsten der Berliner Staatsoper tritt sie Ende Februar gemeinsam mit Daniel Barenboim in Berlin auf.
Zu den berüchtigtsten Krankheiten alternder Musiker gehört die Schwerhörigkeit. Insbesondere Dirigenten (wie z.B. Wilhelm Furtwängler) macht sie zu schaffen. Schwerhörige Dirigenten können die hohen Frequenzen im Orchester nicht mehr richtig hören. Daher entsteht die Neigung, die Geigen künstlich lauter spielen zu lassen. Das jedenfalls erklärte kürzlich der Dirigent Michael Gielen, der sich gleichfalls zu seiner Alters-Schwerhörigkeit bekennt. Genau umgekehrt verfuhr der ertaubende Ludwig van Beethoven, wie jetzt ein Team niederländischer Forscher ermittelt hat. In Beethovens späten Streichquartetten, die von den Wissenschaftlern untersucht wurden, verminderte der Komponist den Anteil hoher Noten (denn er konnte diese sowieso nicht wirklich hören). So konnte Beethoven die akustische Kontrolle so lange wie möglich behalten. Erst nach dem vollständigen Verlust seines Gehörs verließ Beethoven sich ganz auf sein inneres Ohr und weitete das Klangspektrum wieder entsprechend aus.
Gustav Leonhardt, gemeinsam mit Nikolaus Harnoncourt einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis und beteiligt an der damals bahnbrechenden Aufnahme sämtlicher Kantaten von Johann Sebastian Bach, hat seine Karriere offiziell beendet. Alle noch ausstehenden Termine des 83-jährige Cembalisten und Dirigenten wurden aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Das Abschiedskonzert fand in Paris im überfüllten Théâtre des Bouffes du Nord statt. Im Kontext ihres Debüts als Desdemona in Rossinis Oper »Otello« wurde Cecilia Bartoli von der italienischen Zeitung »La Repubblica« kürzlich gefragt, ob sie nicht lieber den Otello singen würde? »Ich würde es liebend gerne tun! Aber noch lieber Don Giovanni!!«, antwortete Bartoli. »Glauben Sie nicht, dass in allen von uns ein kleiner Don Giovanni steckt?« Sie sei Zwilling, so Bartoli weiter, und als solche fühle sie durchaus eine andere Seite in sich. Nur weiter so! Nachdem Bartoli in ihrem Album »Sacrificium « schon das Kastraten- Repertoire für sich reklamierte und auf diese Weise gleichsam von den Countertenören zurückgefordert hat, sind demnächst vielleicht die Bässe dran. Der Vorteil wäre, dass sie im Duett Don Giovannis mit Zerlina gleich beide Rollen gleichzeitig singen könnte.
Anthony Amato, legendärer Gründer der angeblich »kleinsten Oper der Welt« in New York, ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das Amato Opera Theatre an der Lower East Side in Manhattan war 61 Jahre lang eine der bedeutendsten Off-Theater-Institutionen der Welt. Aus ihr gingen Sänger wie Neil Shicoff, George Shirley und Mignon Dunn hervor. Amato war nicht nur Geschäftsführer seines Theaters, sondern bestimmte den Spielplan, bildete die Sänger aus, zog den Vorhang und kochte. Das Haus schloss bereits 2009. Sänger und ehemalige Mitglieder haben zwei miteinander konkurrierende Theater gegründet (Bleecker Street Opera und Amore Opera), in denen das Erbe der »Smallest Grand Opera of the World« weiter lebt.

Robert Fraunholzer, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 1 / 2012



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