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RONDO: Götter, Könige und Dämonen drängen sich auf Ihrer neuesten CD – und dahinter steckt immer ein und derselbe Sänger: René Pape …
René Pape: Mir war es wichtig, dass die Zuhörer nicht nur zwölfmal den einen René Pape hören, sondern »viele« Bässe, gestützt natürlich durch eine, durch meine Identität. Bässe sind in den letzten 20 Jahren wenig »vermarktet« worden, das hat zu einer Einschränkung des Gesichtsfeldes geführt.
RONDO: In Ihrem CD-Rezital treten sowohl Gott Wotan als auch König Marke auf, also ein Heldenbariton und ein seriöser Bass. Theoretisch gesprochen: In den »Meistersingern« könnten Sie sowohl den Hans Sachs singen als auch den Pogner.
Pape: Bisher habe ich immer nur den Pogner gesungen, später kommt sicher der Sachs dazu. Vorher ist bei mir Wotan an der Reihe. Der Sachs soll in meiner Karriere dann der Punkt auf dem i werden. Zwar fühle ich mich jetzt, Mitte 40, relativ reif, aber für den Sachs muss man ausgereift sein.
RONDO: Aber eine gewisse »Unreife«, im Sinn unroutinierter Jugendlichkeit, sollte ein Sänger sich doch immer bewahren?
Pape: Ich meine jetzt die Reife der Stimme und die gereifte Erfahrung. Sachs ist eine sehr lange Partie. Wie teile ich sie mir ein? Für jede einzelne Partie brauche ich viel Zeit zum Vorbereiten, also muss zum Beispiel auch genügend Zeit zwischen den Vorstellungen liegen …
RONDO: … also die besondere Kunst, einen Zeitplan aufzustellen …
Pape: Einen Lebensplan. Ich bin schon sehr lange in meinem Beruf tätig, meine Karriere hat vor 20 Jahren angefangen, und ich möchte heute wissen, wie ich mir die nächsten 20 Jahre einteile. Wenn ich jetzt bereits den Sachs singe oder in zwei Jahren, was ist danach? Ich will mich vor allem noch einer Gattung zuwenden, die ich bisher noch nicht gemacht habe: dem Lied.
RONDO: Wenn Sie König Philipp singen oder Boris Godunow, nehmen Sie es mit Vorbildern auf, die diese Rollen bleibend geprägt haben: Schaljapin, Boris Christoff, Ghiaurov …
Pape: Christoff und Ghiaurov sind nicht meine Vorbilder in des Wortes strenger Bedeutung, ich bin »tenorgeeicht«, mein Leitbild ist Fritz Wunderlich, einer der größten Techniker und Interpreten, die es in der Oper wie im Lied gab.
RONDO: Kein Bass also?
Pape: Ich verstehe das Programm der CD als eine Hommage an George London, den amerikanischen Bassbariton. Er hat in den Sechzigerjahren eine Schallplatte veröffentlicht, »Of Gods and Demons«, von Göttern und Dämonen. Seine Witwe – eine wunderbare Frau, sie lebt in New York – hat sie mir geschenkt. Die beiden Romanzen des Dämons aus der Oper von Rubinstein, die Sie auf meiner CD finden, singt George London auch auf der Schallplatte.
RONDO: Sie, der Dirigent Sebastian Weigle und die Staatskapelle Dresden gehen mit ungewöhnlicher Hellhörigkeit und Feinfühligkeit aufeinander ein …
Pape: Wir wollten keine »Begleitplatte« machen. Weigle und ich kennen uns seit 20 Jahren, wir haben lange vor dem Aufnahmetermin Fragen wie Programmzusammenstellung, Tempi und Phrasierung gründlich besprochen. Weigle als früherer Solohornist ist aus dem Orchester hervorgegangen, ich bin Dresdner, war als Kind Kruzianer, wir alle kennen uns untereinander. Der wunderschöne Klang des Orchesters, die ideale Akustik des Aufnahmeortes, der Dresdner Kreuzkirche – es war ein richtiges Heimspiel.
DG/Universal
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